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AIDS-Impfstoff: Ein lang ersehnter Schritt

Ergebnis der thailändischen Studie: Ein Impfstoff würde das Aids-Virus HIV endlich aus der Welt schaffen

Ein Aids-Impfstoff, der zu 30 Prozent schützt? Manch einer wird das lachhaft finden. Und doch dürfte dieses Ergebnis viele Aids-Forscher fast euphorisch machen. Nach Jahren herber Rückschläge ist das Resultat der thailändischen Impfstoff-Studie mit immerhin 16 000 Teilnehmern ein Hoffnungsschimmer.

Die bislang so deprimierende Geschichte der Suche nach einem Aids-Impfstoff begann mit einer der größten Fehlprognosen in der Geschichte der Medizin. Am 23. April 1984 wurde die amerikanische Gesundheitsministerin Margaret Heckler auf einer Pressekonferenz gefragt, wie lange es noch dauern werde, bis es einem Impfstoff gegen den Aids-Erreger geben werde. Nun, sagte Heckler, in zwei Jahren werde eine Impfung zum Testen bereitstehen.

Mittlerweile ist ein Vierteljahrhundert vergangen. Alle Versuche, das Aidsvirus HIV mit einer Impfspritze auszurotten, sind bereits in den Anfängen gescheitert. Zuletzt war es der US-Pharmakonzern Merck, der vor zwei Jahren mit einem Impfstoffprototyp die Hoffnungen enttäuschte. Nicht nur, dass der vielversprechende Kandidat die Erwartungen nicht erfüllte – er erhöhte anscheinend sogar das Risiko, an der gefährlichen Immunschwäche zu erkranken.

Bis heute rätseln die Wissenschaftler darüber, warum es so schwer ist, einen Impfstoff gegen HIV zu finden. Vermutlich liegt es daran, dass das Virus imstande ist, sich vor den Attacken des Immunsystems zu verbergen. Ist einmal eine Infektion erfolgt, lässt sich HIV nicht mehr vertreiben. Umso ermutigender sind die Ergebnisse aus Thailand. Ob sie wirklich den erhofften Durchbruch darstellen, ist noch unklar. Eher sind sie der erste Schritt auf einem Weg, an dessen Ende der Sieg über Aids stehen wird. Hoffentlich.

In Deutschland ist ein Impfstoff gegen Aids praktisch kein Thema mehr. Das liegt hauptsächlich daran, dass die modernen Medikamente die Immunschwäche zu einer zwar nicht heilbaren, aber behandelbaren Krankheit gemacht haben. Wozu dann noch impfen?

Ganz einfach: Die Medikamente haben erhebliche Nebenwirkungen, sie kosten sehr viel Geld und können oftmals dennoch nicht verhindern, dass Menschen an Aids sterben. Vor allem aber sind Arzneimittel, so gut sie auch mittlerweile helfen, kein Mittel, um HIV zu verhindern oder aus der Welt zu schaffen. Das kann nur eine Impfung. Angesichts von weltweit 33 Millionen Infizierten und 25 Millionen Aids-Toten sollte ihre Entwicklung Vorrang haben.

Ausgerechnet der umstrittene US-Präsident George W. Bush war es, der die Bedeutung des Themas erkannt hatte. Während seiner zwei Legislaturperioden flossen 19 Milliarden Dollar in die Aids-Bekämpfung in armen Ländern. Millionen von Menschen habe dies das Leben gerettet, sagt der UN-Aidsexperte Peter Piot. Auch in der Wissenschaft geben die Amerikaner den Ton an. Das hat nicht zuletzt finanzielle Gründe. Jeder US-Bürger finanziert die Aids-Forschung pro Jahr über seine Steuern mit neun Dollar. Der deutsche ist mit neun Cent dabei.

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