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Alain Juppé.

© Reuters

Alain Juppé: "Ich habe mich nicht gelangweilt"

Der Politik-Veteran ist wieder da. Die politische Auszeit, die der frühere Premierminister Alain Juppé nach seiner Verurteilung in einer Affäre um illegale Parteifinanzierung auf sich nehmen musste, ist zu Ende.

Als Verteidigungsminister mit dem Titel eines Staatsministers rangiert der langjährige Gefolgsmann des früheren Präsidenten Jacques Chirac in Nicolas Sarkozys neuer Regierung auf dem zweiten Platz, gleich hinter Premier François Fillon und noch vor Michèle Alliot-Marie, einer anderen Chirac-Getreuen, die nun das Justizministerium leitet.

Als den „Besten von uns allen“ hatte Chirac einst Juppé gelobt. Das war, als der heutige Altpräsident in den Élysée-Palast strebte und für die Führung seiner Gaullisten-Partei RPR einen zuverlässigen Mann suchte. Mit Chirac stieg Juppé dann auf. Mit ihm stürzte er auch ab: 2004 verdonnerte ihn ein Gericht in der Affäre, wegen der sich im März nächsten Jahres auch sein Mentor vor der Justiz verantworten muss, zu 14 Monaten Gefängnis auf Bewährung und für die Dauer eines Jahres zum Verlust aller Wahlmandate. Die glanzvolle Karriere Juppés, der mit 17 Abitur gemacht, mit 27 drei Eliteschulen, darunter die ENA, absolviert hatte, schien nach den Stationen als Parteichef, Stadtoberhaupt von Bordeaux, Außenminister und Premierminister mit einem jähen Absturz zu enden. Er legte alle Ämter nieder, ging als Gastprofessor nach Kanada, und als er nach einem Jahr zurückkam, begnügte er sich damit, als Stadtoberhaupt von Bordeaux Basisarbeit zu leisten.

Doch seine Ambitionen hatte Juppé nie aufgegeben, auch wenn er sich, wie er sagt, in Bordeaux nicht langweilte. 2007 musste er nach einer Niederlage bei der Parlamentswahl wieder aus der Regierung ausscheiden, in die ihn Sarkozy als Umweltminister berufen hatte. Doch nun hat er mit 65 Jahren endgültig das politische Comeback geschafft. Mit dem Verteidigungsministerium übernimmt er eines der wichtigsten Ressorts, das in Zeiten knapper Mittel und neuer Sicherheitsanforderungen auch eines der schwierigsten ist. Daneben will er weiter als Bürgermeister seiner Heimatstadt wirken.

Auf den ebenso ehrgeizigen wie kühlen und oft arroganten Juppé, der viele von Sarkozys Entscheidungen – vom Verzicht auf die CO2-Abgabe über das Burkaverbot bis zur Abschiebung der Roma – laut kritisierte, glaubt der Präsident nicht verzichten zu können. Er wird hoffen, dass Juppé sich als Minister mehr Zurückhaltung auferlegt.

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