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Alassane Ouattara: "Wir brauchen einen Neuanfang"

So nah dran wie jetzt war er noch nie. Doch auch diesmal bleibt Alassane Ouattara sein Lebensziel verwehrt: die Präsidentschaft der Elfenbeinküste, des einstigen Vorzeigelands im westlichen Afrika. Ein Porträt.

Mit 54 Prozent aller Stimmen hat Ouattara, der 68-Jährige, nach Angaben der Wahlkommission die Stichwahl gegen den diktatorischen Amtsinhaber Laurent Gbagbo klar gewonnen. Dennoch weigert sich Gbagbo, der die Wahl zuvor fünfmal verschieben ließ, auch nun wieder, die Macht an Ouattara aus der Hand zu geben. Gbagbos fadenscheiniges Argument: Die Wahlkommission habe keine Befugnisse mehr, weil sie das Ergebnis des Urnengangs einen Tag nach der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von drei Tagen verkündet habe. Dabei hat gerade Gbagbos Regime alles getan, um eine frühere Bekanntgabe zu verhindern. Statt das seit acht Jahren faktisch geteilte Land zusammenzuführen, droht der Elfenbeinküste nun neues Chaos. Am Donnerstag ließ die Regierug die Grenzen schließen und verhinderte den Empfang ausländischer Nachrichtensender. Am Freitag erklärte der Verfassungsrat des Landes Gbagdo zum Wahlsieger.

Vieles erinnert heute an die letzte Wahl vor genau zehn Jahren, mit denen der Niedergang des Landes begann: Auch damals hieß Gbagbos schärfster Widersacher Ouattara und wurde mit einer brutalen Hetzkampagne aus dem Rennen und wenig später sogar aus dem Land gedrängt. Das Drehbuch dafür war denkbar einfach: Ouattara, ehemaliger Ministerpräsident, Ex-Spitzenfunktionär der Weltbank und einer der größten Immobilienbesitzer des Landes, wurde damals kurzerhand zum Nicht-Ivorer erklärt, weil sein Vater angeblich aus dem benachbarten Burkina Faso stammt. Mit dem Ausschluss wurde aber auch den Menschen im Norden der Elfenbeinküste unmissverständlich signalisiert, dass sie aufgrund ihrer kulturellen und religiösen Nähe zu Burkina Faso stets nur Bürger zweiter Klasse sein würden. Die Folgen waren eine Zweiteilung des Landes in einen muslimischen Norden und einen christlichen Süden.

Die jüngsten Entwicklungen lassen nun ein Neuaufflammen des Konflikts befürchten. Dabei hat bereits der Exodus von 25 000 Franzosen vor sechs Jahren die Wirtschaft gründlich ruiniert. Nach Angaben der UN ist der Anteil der Ivorer, die unterhalb der Armutsschwelle leben, in den letzten zwölf Jahren von 18 auf heute fast 50 Prozent geschnellt. Wolfgang Drechsler

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