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Meinung: „Alles Recycling, Recycling, Recycling“

Es wäre schon interessant zu wissen, was einer wie Alexander Niemetz über Fernsehduelle zu sagen hätte. Niemetz, der 1979 zum ZDF kam, fand kurz vor dem Ende seines Vertrages als Leiter und Moderator des „Heute-Journals“ wenig schmeichelhafte Worte für seine Zunft.

Es wäre schon interessant zu wissen, was einer wie Alexander Niemetz über Fernsehduelle zu sagen hätte. Niemetz, der 1979 zum ZDF kam, fand kurz vor dem Ende seines Vertrages als Leiter und Moderator des „Heute-Journals“ wenig schmeichelhafte Worte für seine Zunft. Die „Zeit“ zitierte ihn mit der Aussage: „Wir machen hier statt harter Nachrichten immer mehr Boulevard.“ Niemetz hatte noch hinzugefügt: „Wenn einer sagt, hier findet Verflachung statt, da sag’ ich Ihnen was, da unterschreib’ ich jeden Satz.“

Jetzt arbeitet Niemetz sozusagen für das andere Ende, um einer möglichen Verflachung vorzubeuggen: Er coacht Angela Merkel für das Duell gegen den Kanzler. Offiziell heißt das Sprechtraining, aber im ZDF geht man davon aus, dass Niemetz mit Merkel Antworttechniken trainieren könnte, beispielsweise wie man es schafft, bestimmte Interviewer, vielleicht die unangenehmeren, zu meiden. Durchaus vorstellbar sei auch, dass Niemetz mit Merkel einen Probelauf macht, er stellt die Fragen, Merkel muss antworten. Auch werde er ihr womöglich „Sound Bites“ antrainieren, so nennt man im Fernsehsprech griffige Formulierungen. Schröder, heißt es, sei darin ein Meister.

Niemetz gilt eher als Meister der Recherche. Er sei ein hervorragender Auslandsreporter gewesen, in jeder Krisenregion einsetzbar, sagt einer, der ihn gut kennt. Über seine Fähigkeiten als Moderator ist kaum Lob zu hören. Sehr direkt, heißt es nur. Niemetz hat sich immer dazu bekannt, dass er die amerikanische Reportersprache mit ihrem Hang, einzelne Worte stark zu betonen, bevorzugt.

Politisch betrachtet ist das Engagement des 61-jährigen Schweizers für Angela Merkel und andere Unionspolitiker wie Jürgen Rüttgers und Peter Harry Carstensen nicht überraschend. Niemetz ist ein bekennender Konservativer, er hat schon in den 60er Jahren kurzzeitig das Pressebüro der CDU in Hessen geführt, später war er Sprecher von Bundesminister Christian Schwarz-Schilling. Im ZDF führte eine angebliche Nebentätigkeit im April 2000 zu einer kurzen Suspendierung. Niemetz wurde rehabilitiert, aber sein auslaufender Vertrag nicht verlängert.

Carstensen und Rüttgers machten in ihren jeweiligen Fernsehduellen im Länderwahlkampf übrigens eine überraschend gute Figur. 2002, sagt ein Fernsehinsider, habe man dagegen Edmund Stoiber viel zu sehr verbogen. Alexander Niemetz legt anscheinend Wert auf Authentizität.

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