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Meinung: Altersrassismus? Sind wir dagegen!

Von Lorenz Maroldt

Sehr viel Vernünftiges, Selbstverständliches, Gutes, vielleicht deshalb auch eher Langweiliges, wenngleich Richtiges und Wichtiges hat Bischof Huber zur Eröffnung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland gesagt. Und auch etwas Seltsames.

Dazu gleich. Zunächst das andere: Huber fordert einen Dialog über die Ziele der Reformen, beklagt eine Erosion des Vertrauens in Politik, Wissenschaft, Medien, Wirtschaft und Gewerkschaften (also in eigentlich alles, bis auf den Sport; auch die Kirchen, sagt Huber, blieben davon „nicht unberührt“). Alle Menschen, auch die „Inhaber wirtschaftlicher Leitungspositionen“, seien aufgerufen, zum Vertrauen in die Grundregeln der Gesellschaft beizutragen. Mit Fördergeldern und Steuererleichterungen sei verantwortlich umzugehen. Es dürfe nicht das ganze Leben ökonomisiert werden.

Und weiter. An mündliche Willenserklärungen von Patienten zur Behandlung am Lebensende müssten hohe Anforderungen gestellt werden. Die Türkei möge bitte den Völkermord an den Armeniern ebenso anerkennen wie die kulturelle Prägung Europas. Kinder dürften nicht nur dadurch wahrgenommen werden, dass ältere Menschen sich über ihren Lärm beschwerten. Es müsse Schluss damit sein, dass Kinder als Armutsrisiko gelten. Das Ja zu Kindern müsse bis ins Rentenrecht Folgen haben.

So weit, so gut. So, so gut. Irgendetwas, irgendjemanden vergessen? Ach ja, die Flüchtlinge. Sie sollen bleiben dürfen, wenn sie schon länger hier sind. Und auch die Feiertage sollen bleiben dürfen, natürlich.

Kirchenfunktionäre müssen so etwas sagen. Dazu sind sie da. Es wird von ihnen erwartet, sie setzen moralische Maßstäbe. Sie sollten es nur nicht ganz so beliebig tun, sonst verliert man den Überblick. Und seltsam wirkt es, wenn zu all dem friedlichen Mahnen und Fordern ein Schuss Aggressivität kommt. Das kann helfen, die Aufmerksamkeit auf einen Missstand zu lenken; kann aber auch nach hinten losgehen.

So ist’s bei Huber, der „Altersrassismus“ entdeckt haben will. Mal abgesehen davon, dass die Naturwissenschaft die Existenz menschlicher „Rassen“ infrage stellt, gibt es zwischen echtem Rassismus (der trennscharf erkennbar bleiben muss) und tatsächlicher oder vermeintlicher Diskriminierung (die Huber wohl meint) Unterschiede. Auch kann es sein, dass ein Unternehmer gute Gründe hat, nur junge (schnelle) oder nur alte (erfahrene) Mitarbeiter einzustellen, was Huber verwerflich findet. Klar ist allerdings, dass sich über Generationengerechtigkeit prima diskutieren lässt – vor allem dann, wenn man die Kirche im Dorf lässt.

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