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Meinung: Am Ende machen sie alles Mögliche

Von Markus Feldenkirchen Deutschland könne sich keine weiteren vier Jahre unter Gerhard Schröder leisten. Das haben 68 Prozent der Befragten geantwortet.

Von Markus Feldenkirchen

Deutschland könne sich keine weiteren vier Jahre unter Gerhard Schröder leisten. Das haben 68 Prozent der Befragten geantwortet. Gut für Schröder, dass es sich dabei „nur“ um die Führungseliten im Lande handelt, Menschen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung, die das Allensbach-Institut nach ihrer Wahlpräferenz fragte.

Auch 1998 richtete sich der Eliten-Unmut gegen die Machthaber, gegen Kohl und seine Regierung. Eine dramatische Wechselstimmung in der Bevölkerung wie 1998, das wuchernde Gefühl also, dass da jemand zu lange regiert hat, verbraucht ist und schleunigst abgelöst werden muss, egal von wem – diese Stimmung grassiert zur Zeit nicht. Trotzdem starten SPD und Grüne in die letzten acht Wahlkampfwochen von einem ziemlich tiefen Niveau. Selbst das kanzlerfreundliche Institut Forsa sieht inzwischen eine Mehrheit für Union und FDP.

Vielleicht wird jetzt auch der letzte apathische Sozialdemokrat aus seinem Tiefschlaf geklingelt. Es ist die letzte Gelegenheit zum Aufstehen. Der Anteil der Unentschlossenen ist groß: Rund 40 Prozent der Wähler entscheiden erst in den letzten vier Wochen, wo sie ihr Kreuz machen, 15 Prozent sogar erst in den letzten Tagen und Stunden.

Union und FDP haben die Wahl also noch nicht gewonnen. Die SPD wird ihren Schröder-Bonus in der Endphase bis hin zur Götzenverehrung ausspielen. Das konnte die Union mit dem müden Buddha Kohl vor vier Jahren nicht mehr. Zudem hat die Union ihr Potenzial mit derzeit 40 Prozent schon voll ausgeschöpft. Die SPD dagegen könnte noch etliche müde Genossen und Sympathisanten zum Kämpfen und Wählen treiben. Vielleicht ist es wirklich so, wie der neue SPD-Fraktionschef Ludwig Stiegler sagt: dass die Union schon seit Januar auf Herdplattenstufe neun kocht, während die SPD bislang immer noch auf Stufe dreieinhalb köchelt.

Die SPD könnte noch aufdrehen, um am Ende doch noch knapp vor der Union zu landen und Gerhard Schröder den Platz im Kanzleramt zu sichern. Wahrscheinlich ist das nicht. Und als fast sicher darf gelten: Für Rot-Grün wird es nicht noch mal reichen. Was aber, wenn weder Union und FDP noch SPD und Grüne am Ende eine Mehrheit haben? Er wolle keine Große Koalition, sagt Edmund Stoiber; auf keinen Fall mit der PDS, beteuert der Kanzler. Mit uns keine Ampel aus SPD, Grünen und FDP, tönt FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt. Warten wir ab bis zum 22. September. Wenn sich die Wunschkoalition nicht schmieden lässt und sich andere Türen zur Macht öffnen, werden Guido Westerwelle oder Angela Merkel plötzlich ganz pragmatisch denken. Schröder auch?

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