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Meinung: An Pizza stirbt man nicht

SUCHT-JAHRBUCH

Mit den Drogen verhält es sich nicht anders als mit dem Verbrechen. Je besser die Methoden der Aufklärung, desto mehr lassen sich Kriminelle und Dealer einfallen – der Wettlauf wird nie entschieden. Dabei erweist sich die Gesellschaft als nur begrenzt lernfähig. Auch im letzten Jahr ist die Zahl der RauschgiftToten wieder gesunken, aber unseren angestammten, traditionellen Süchten bleiben wir ausgeliefert: Alkohol und Zigaretten behaupten sich gegen besseres Wissen und höhere Steuern. Wo Eltern und Lehrer eine vernünftige Balance zwischen Verboten, Aufklärung und Toleranz suchen, schaffen die Alkoholproduzenten neue Verführungen. Brot und die Pizza an der Ecke sind teurer geworden, der Alkohol dagegen nicht. Denn Investitionen in die Kundschaft lohnen sich, weil ein Teil davon die krankhafte Treue der Abhängigen entwickelt. Und Investitionen in die Jungen zahlen sich erst recht aus. Leicht zugängliche und billige Alkopops und Biermischgetränke spielen heute schon bei vielen Elf- und Zwölfjährigen die Rolle, die früher der ersten, ziemlich teuren Rum-Cola zugekommen ist. Weil die erste Zigarette, der erste Schluck Alkohol zum Erwachsenwerden gehören, sind solche Marktstrategien unanständig. tib

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