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Mein Blick: Arbeiter, jetzt wird in die Hände gespuckt!

Russland will durchstarten. Im kommenden Jahr will der neue Premier Putin das Bruttoinlandsprodukt von Großbritannien und 2020 die Wirtschaftskraft Deutschlands übertreffen. Dabei sollten die Russen auch ruhig mal einen Blick zurück wagen, meint Alexander Gauland.

Manchmal verraten Zukunftspläne viel über die Vergangenheit. Der neugebackene russische Premier Wladimir Putin hat sein Regierungsprogramm verkündet, und das sieht vor, man höre und staune, dass Russland im nächsten Jahr das Bruttoinlandsprodukt von Großbritannien und 2020 die Wirtschaftskraft Deutschlands zu übertreffen gedenkt. Manche Zeitgenossen werden sich dabei noch an die Pläne Chruschtschows, die USA erst ein- und dann zu überholen, erinnern. Schon damals bezweifelte ein späterer amerikanischer Präsident, der aus anderen Gründen in unguter Erinnerung ist – Richard Nixon – das russische Programm. Und er hatte recht.

Nicht die USA, sondern die kleine britische Insel und das zweimal geschlagene Deutschland sollen nun – endlich – übertrumpft werden. Als Lenin 1917 die bolschewistische Revolution zum Siege führte, besaß England noch ein Weltreich, und Deutschland war die stärkste europäische Macht. Das Weltreich ist verloren, und Deutschland hat nach zwei Kriegen ein Drittel seines Territoriums eingebüßt. Welch ein gigantischer Irrweg ist die russische Revolution doch gewesen, wenn nun, fast 100 Jahre später, England und Deutschland noch immer wirtschaftlich vor Russland rangieren. Wie viele vertane Lebenschancen, was für ein wirtschaftliches, kulturelles und menschliches Desaster war diese Revolution, von der noch heute manche meinen, sie sei der Beginn eines neuen Völkerfrühlings gewesen.

Trotz Weltwirtschaftskrise und Kriegszerstörungen, die denen in der Sowjetunion in nichts nachstanden, war die marktwirtschaftlich- kapitalistische Ordnung offensichtlich um ein Vielfaches effizienter als das sowjetische System in seiner besten Zeit. Es ist Russland zu gönnen, dass es nun endlich jenen großen Sprung schafft, den seine sowjetischen Führer immer wieder versprochen, aber nie gehalten haben. Bedenklich ist nur, dass keine Ursachenforschung erfolgt und der neue Ministerpräsident den Zusammenbruch der Sowjetunion noch immer für eine der größten Katastrophen im Leben der russischen Menschen hält.

Dabei hat schon ein Freund der kommunistischen Sowjetunion, der Philosoph Bertrand Russell, als Reiseeindruck im Jahre 1930 festgehalten: „Ich hatte das Gefühl, dass alles, was mir im Leben der Menschen etwas bedeutete, zerstört wurde im Interesse einer oberflächlichen und engstirnigen Philosophie, und dass in diesem Prozess unsägliches Leid über Millionen von Menschen gebracht wurde.“ Ob das alte Regime der Zaren ohne Krieg nicht Besseres geleistet hätte?

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