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Wenn die Sirenen ertönen, müssen die Menschen im Süden Israels sofort Schutz suchen.

© dpa

Nahost-Konflikt: Israel verliert die Propaganda-Schlacht

Der Süden Israels wird seit Jahren vom Gaza-Streifen aus beschossen. Darüber wurde in den Medien nur selten berichtet. Unsere Gastautorin Stefanie Galla glaubt, dass die Hamas nun am Tod von Zivilisten im eigenen Gebiet interessiert ist - um wirksame Bilder für den Propaganda-Krieg zu produzieren.

Seit Jahren ist der Süden Israels ständigem Beschuss durch Raketen aus dem Gazastreifen ausgesetzt. Einzig die Intensität der Angriffe schwankt.  Israels Versuche, die Zivilbevölkerung zu schützen, sind sehr erfolgreich. Sirenen warnen die Menschen vor Raketen und Bunker bieten ihnen Schutz. Dennoch ist es letztlich nur dem Zufall zu verdanken, dass Israel nicht mehr Tote und Verletzte durch die Raketenangriffe zu beklagen hat. Denn nicht überall gibt es nahe Bunker und nicht jeder hat einen Schutzraum im eigenen Haus.

Dennoch, die Systeme zum Schutz der Zivilbevölkerung funktionieren weitgehend gut. Dies hat zur Folge, dass es für die Medien nicht wirklich etwas zu berichten gibt über den Raketenbeschuss. Traumatisierte Menschen und zerschossene Autos und Häuser zu zeigen,  sind keine Meldung, die sich wöchentlich wiederholen ließe. Der Zuschauer wäre irritiert, wenn in den Tagesthemen einmal in der Woche oder auch nur einmal im Monat berichtet würde, der Raketenbeschuss auf Israel geht weiter, glücklicherweise wurde auch letzte Woche niemand verletzt oder getötet,  der Sachschaden beläuft sich auf die folgende Summe.

So finden dann die Angriffe aus dem Gaza Streifen auf Israel weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit – außerhalb Israels - statt. Unter der permanenten Angst vor Raketenbeschuss leben zu müssen, zerrt an den Menschen. Zu wissen, jede Sekunde können wieder die Sirenen heulen und unser Leben wird unterbrochen durch Todesangst um uns selbst, unsere Angehörigen, Freunde, Kollegen etc. ist eine Belastung, die wir uns hier nicht vorstellen

Stefanie Galla ist Rechtsanwältin und Bloggerin.
Stefanie Galla ist Rechtsanwältin und Bloggerin.

© Stefanie Galla

können. Bilder von Toten und Verletzten lassen uns ahnen, was andere Menschen durchmachen. Berichte darüber, dass man innerhalb von 15 Sekunden nach Beginn des Schrillens der Sirenen Schutz gefunden haben muss, um nicht zerrissen zu werden, sind zu abstrakt, als dass man wirklich nachfühlen könnte, wie sehr die  Menschen im Süden Israels leiden.

Wenn der Beschuss auf Israel wieder einmal derart intensiviert wurde, dass Schulen und Geschäfte geschlossen bleiben müssen, weil die Abstände zwischen den Raketen zu kurz sind, als dass noch ein normales Leben stattfinden könnte und Israel beginnt, Raketenstellungen der Hamas zu beschießen und dabei nicht punktgenau trifft, so dass Zivilisten verletzt oder getötet werden, gibt es die Bilder für die Medien und die weltweite Öffentlichkeit wird informiert.

Es ist zynisch, aber wahr. Derjenige, der seine Zivilbevölkerung schützt, hat den Krieg in den Medien verloren. Würde Israel nicht erfolgreich versuchen, Schaden von seinen Bürgern abzuwenden, gebe es mehr Mitgefühl für die Israelis durch die Weltöffentlichkeit. So aber werden Hamas und Co. dafür belohnt, dass sie Zivilisten in Gefahr bringen, diese instrumentalisieren. Dass sie bewusst von Orten aus schießen, die so gelegen sind, dass bei einer Reaktion der Israelis palästinensische Opfer zu beklagen sind, ist ihr Ticket in die Medienöffentlichkeit. Ein sehr sicheres Ticket, denn selbst die präzisesten Waffen können nicht verhindern, dass Menschen getroffen werden, die sich in der unmittelbaren Umgebung derer befinden, die Israel unter Dauerbeschuss setzten. So dringt dann das Leid der Palästinenser in Gaza in unsere Wohnzimmer, während das der Israelis außen vor bleibt. Dies hat die perverse Konsequenz, dass das Mitleid der Zuschauer dann auch nur den Palästinensern gilt und Israel dafür verantwortlich gemacht wird, während die Bilder verdrängen, was auf israelischer Seite im Vorfeld passierte.

Eine weitere Krux ist, allen politischen Akteuren ist klar, dass Israel Opfer vermeiden will, während Hamas und Co eben diese wollen, um ihre Bilder im Propaganda-Krieg zu bekommen. Daher ist Israel der Ansprechpartner für Rufe zur Mäßigung. Hamas aufzufordern, den Raketenhagel einstellen, hat keine Aussicht auf Erfolg. Deshalb macht es auch niemand ernsthaft. Erst wenn Israel reagiert und sich damit die Gefahr, dass es Opfer gibt, drastisch erhöht, beginnt die internationale Politik sich einzumischen.

Dies bedeutet dann, dass die Öffentlichkeit durch die Medien zu hören bekommt, dass  an Israel appelliert wird, eine Eskalation zu verhindern.  Führt Israel dennoch seine Angriffe fort, entsteht automatisch der Eindruck, Israel habe die Eskalation gewollt und damit auch die Toten und Verletzten.Israel hat nur zwei Chancen, dieser Berichterstattung zu entgehen.  Seine eigene Bürger zu opfern, um selbst Bilder produzieren zu können oder sich weiter beschießen zu lassen ohne Gegenwehr. Beides keine Optionen für Israel.

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