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Sarah Palin - die nächste Präsidentin der USA?

© Reuters

USA: Sarah Palin: Extremistin mit Sex-Appeal

Nur Lady Gaga kann es mit Sarah Palin aufnehmen: Jacob Heilbrunn erklärt, warum der Star der Republikaner die nächste Präsidentin der USA sein kann.

Als ich am Wahlabend 2008 vom Schweizer Rundfunk interviewt wurde, sagte ich, dass Sarah Palin die Kandidatin der Republikaner für die Wahl 2012 sein werde. Der Moderator war überrascht: „Das meinen Sie doch nicht im Ernst?“

Doch, das meinte ich im Ernst und ich stehe kurz davor, recht zu bekommen. Natürlich kann man dem Schweizer Rundfunkmann kaum den Vorwurf der Ahnungslosigkeit machen. Denn Herablassung und Verachtung war damals beim Thema Palin weit verbreitet – zumindest bei den Eliten in den USA und Europa. Aber Sarah Palin ist zur stärksten Kraft in einer Republikanischen Partei geworden, die sie mithilfe der Tea Party gekapert hat. Gerade weil sie Barack Obamas herrschende Elite – die linken Medien, Hollywood, die Akademiker – attackiert, ist sie bei Konservativen so beliebt. Sie versteht das als einen weiteren „Normandie“-Moment in der amerikanischen Geschichte – ein Sturm auf die Strände der Linken, die dabei ist, Amerikas Werte zu zerstören und ein sozialistisches Paradies zu errichten.

Nun hat Palin ihre bisher noch inoffizielle Bewerbung für die Kandidatur begonnen, indem sie beim jährlichen Ronald Reagan Dinner in Iowa sprach und frenetisch gefeiert wurde. „Die Wähler werden die fundamentale Veränderung Amerikas, die nicht gut für das Land ist, beenden“, sagte sie. „Es sind die Patrioten, die Amerika wieder aufrichten werden.“

Nur Lady Gaga kann es mit Palin aufnehmen, wenn es um die bekannteste Frau Amerikas geht. Die weißen Wähler aus der Arbeiterschicht sind verrückt nach ihr. Sie hat es geschafft, Obama als unamerikanisch zu dämonisieren, als islamischen Sozialisten, der drauf und dran ist, ein totalitäres Regime zu etablieren.

Zudem gewinnt ein von ihr unterstützter Kandidat nach dem anderen die Vorwahlen bei den Republikanern – zuletzt in Delaware. Über Nacht wurde dank Palin aus Christine O’Donnell, die vorher vor allem für ihre Ablehnung sexueller Selbstbefriedigung bekannt war, eine ernsthafte Kandidatin, der es gelang, einen moderaten Republikaner, der den Staat Jahrzehnte in Washington vertreten hatte, zu besiegen.

Die einfache Wahrheit ist, dass Palins Gegner falsch liegen: Palin ist nicht dumm. Im Gegenteil, sie ist eine der klügsten, ausgefuchstesten und erfolgreichsten Politiker in Amerika. Sie hat das geschafft, weil sie eine Berühmtheit geworden ist, die den normalen Republikanern etwas zu bieten hat: Sie verbindet Sex-Appeal – im Frühjahr war von Gerüchten zu hören, die ehemalige Schönheitskönigin habe sich ihre Brüste vergrößern lassen – mit einer großen Familie. Palins Bücher, Vorträge und Fernsehauftritte haben ihr im vergangenen Jahr zwölf Millionen Dollar eingebracht.

Aber was sie wirklich zu einem politischen Star hat werden lassen, ist ihr pragmatischer Stil. „Wir warten nicht darauf, dass uns die politischen Eliten von oben ein politisches Regelbuch herunterreichen“, rief sie in Iowa. „Wir werden aber ein paar Abtrünnige brauchen, um dorthin zu gelangen.“ Aber Palin ist längst oben angekommen, jedenfalls hat sie die Republikanische Partei erobert.

Palins nächster Schritt wird ihr Marsch nach Washington sein. Der Politikwissenschaftler Bruce Ackerman von der Yale University fantasiert in seinem Buch über den Untergang Amerikas, was kommen wird, wenn Palin gewinnt: ein rechte Diktatur. „Wer weiß, wann ein Extremist aus dem Oval Office zu der Nation sprechen wird?“ Solche Fantasien bestärken Palin und ihre Tea-Party- Patrioten jedoch nur weiter. Extreme Zeiten führen zu Extremismus, und deshalb kann Sarah Palin leicht die nächste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden. Niemand auf der Linken wird dann noch über sie lachen, oder?

Der Autor ist Senior Editor beim „National Interest“. Übersetzt von Moritz Schuller.

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