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Angebot an die Taliban: Der Mut der Verzweiflung

Die Beteiligung der Taliban an der Macht bleibt ein Risiko.

So schnell ändern sich die Zeiten. Als SPD-Chef Kurt Beck vor Monaten von einer Afghanistan-Reise die Idee mitbrachte, gemäßigte Taliban am Hindukusch politisch einzubinden, da erntete er amüsiertes Gejohle in Berlin. „Gemäßigte Taliban?“ Ist das Wortpaar nicht schon ein Widerspruch in sich? Jetzt hat Afghanistans Präsident Hamid Karsai dem Taliban-Chef Mullah Omar und dem Rebellen Gulbuddin Hekmatjar eine Regierungsbeteiligung vorgeschlagen, und siehe da: Die Außenpolitiker in Berlin nicken zustimmend. Es ist eben noch lange nicht dasselbe, wenn ein SPD-Chef und ein afghanischer Präsident dasselbe sagen. Die Äußerungen des einen lassen sich innenpolitisch ausschlachten, die des anderen nicht. Ein gewaltiges politisches Wagnis bliebe es aber trotzdem, die Taliban an der Macht zu beteiligen. Der Mehrheit der Radikalislamisten geht es nicht um die Suche nach einem Kompromiss in dem zerrissenen Land – das zeigt schon deren rasche Ablehnung von Karsais Friedensangebot. Wenn der machtlose afghanische Staatschef seine Gegner an den Verhandlungstisch bittet, dann spricht daraus zunächst der Mut der Verzweiflung. Er riskiert aber auch, die Aufbauarbeit der vergangenen sechs Jahre aufs Spiel zu setzen.ame

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