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Die Raute: Ein Wahlplakat in Berlin mir Merkels Händen.

© dpa

Angela Merkel siegt triumphal: Die Kanzlerin, die den Deutschen so nah ist

Und wenn alles unklar wäre – eines ist klar: Angela Merkel hat die Bundestagswahl gewonnen. Sie persönlich. Mit einem Wahlkampf, der keiner war.

Was brauchen wir Parteien, wenn wir Merkel haben. Das zumindest hat verfangen: Mutti ist die Beste. Wir kennen uns. Sie wird sich nicht mehr ändern, sie muss es auch nicht. Gerade weil Merkel so unspektakulär ist, so abwartend, oft tastend erscheint, ist sie den Deutschen in ihrer Wesensart nahe. Die Deutschen wählen ihr Abbild.

Sie ist der Mehrheit nahe. Und besonders ist sie ihr näher als Peer Steinbrück. Der Versuch eines Remakes von Helmut Schmidt hat die SPD nur mäßig vorangebracht. Schmidt mögen die Deutschen, aber auch nur pensioniert und aus dem Off. Und seinen Unterhaltungswert hatte Steinbrück nie. Wo er ihn haben wollte, ging’s daneben. Man stelle sich Schmidt mit Stinkefinger vor …

Gerade in ihrer unspektakulären Art ist Angela Merkel den Deutschen so nahe

Darum Merkel. Zumal ihr die Mehrheit der Deutschen zutraut, dass sie nicht das braucht, was andere gebraucht hätten: Einen, der wie im alten Rom hinter dem siegreichen Feldherrn steht, ihm während des Triumphzugs den Lorbeerkranz über den Kopf hält und dabei immer „Bedenke, dass du sterblich bist, sieh dich um und denke daran, dass auch du nur ein Mensch bist“ mahnt. So viel Normal-Mensch wie bei Merkel als Kanzlerin war selten. Da können Sachen kommen wie sie wollen, Euro-Krise, NSA. (Das hat, im Übrigen, ihr Vorgänger Gerhard Schröder vor allen anderen geahnt, weshalb er auch nicht wollte, dass sie regiert. Denn wer will, wer kann die erste Frau, diese Frau im Amt richtig angreifen?)

Alles unterhalb der Merkel-Entscheidung ist interessant, weil es viel eher eine Entscheidung ist. Von wegen, es habe auf dieser Ebene keinen Aufschluss im Wahlkampf gegeben, bei SPD, Linken, Grünen, FDP, AfD, Piraten.

Die SPD hat den Wahlkampf verlernt

Die SPD kann Wahlkampf nicht mehr, Einzelne schon, in einzelnen Bundesländern auch, aber im Bund kommt sie aus dem 20-Prozent-Turm nicht heraus. Warum? Weil sie sich – im Rückblick – falsch entschieden hat, die Frage zum Tabu zu erklären, ob es eine Mehrheit links der Mitte gibt und sie die kraftvoll anstreben soll. Vielleicht hätte sie dazu einmal auf Matthias Platzeck schauen sollen; der hat es ihr beim Koalieren geradezu merkelsch vorgemacht.

Rot-Grün allein ist jedenfalls auf Bundesebene keine Vision mehr, nicht mal mehr ein Projekt, sondern eine Illusion. Zumal die Grünen politisch schlingern und sich darüber hinaus verloren haben in der Selbstwahrnehmung ihres Spitzenduos, besonders in der von Jürgen Trittin. Jetzt muss weniger selbstverliebter Nachwuchs her, der weiß, wo er herkommt, und weiß, warum er wo hin will. Die Linke hat davon profitiert – und weil sie doch mehr ist als Oskar Lafontaine. Allerdings weiß man nicht so genau, ob sie viel mehr ist als Gregor Gysi. Hier liegt eine Chance der SPD: wenn Gysi aufhört. Dann kann sie sich Abtrünnige zurückholen. Die bleiben nicht bei Sahra Wagenknecht.

Die FDP ist nur noch eine Randnotiz

Die Piraten haben sich auf Bundesebene schlicht selbst versenkt. Aber weil es immer einen gibt, der gegen den Strom schwimmt, gibt es die AfD. Sie ist Zeichen von (mehreren) vorhandenen Unzufriedenheiten. Früher war das übrigens eines der Markenzeichen der FDP, seinerzeit auch mit einem tollen Wahlplakat. Und heute? Heute ist die FDP am Rand, eine Notiz, so wie hier an dieser Stelle: Schade drum. Was bleibt? Na, Merkel. Das wird die SPD noch merken. Deutschland hat gewählt.

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