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Die wollen mehr - und andere wollen lernen.

© dpa

Arbeitskampf in Berlin: Lehrerstreiks sind unsozial!

Tagesspiegel-Meinungsredakteur Malte Lehming findet: Streiks wie der am Donnerstag in Berlin verschärfen soziale Ungerechtigkeiten, Lehrer vergrößern die Bildungs-Kluft. Hat er Recht? Diskutieren Sie mit!

Vor dem Gesetz ist jeder gleich, ein Streik aber trifft nicht jeden gleich. Das spüren in Berlin vor allem arme Familien mit Kindern. Tausende Lehrer und Erzieher gingen an diesem Donnerstag wieder nicht zur Arbeit. Unterricht fiel aus, Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss und das Abitur mussten verschoben werden. Privatschulen allerdings waren nicht betroffen.

Punkt eins geht also an die Gutsituierten. Punkt zwei auch: Wer flexible Arbeitszeiten hat, muss nicht gleich einen Urlaubstag nehmen, um seine Kinder zu Hause zu betreuen. Punkt drei ebenfalls: Wer bildungsnah ist und über die nötigen Mittel verfügt, kann Unterrichtsausfälle leichter kompensieren – etwa durch Nachhilfe oder das Alleinverdienermodell (der Ehepartner als Nachhilfelehrer) –, als es bei Familien aus prekären sozialen Lagen die Regel ist, die in einem hohen Maße auf die Schule als Wissensvermittlungseinrichtung angewiesen sind.

Angestellte Lehrer haben jedes Recht, den Arbeitskampf mit allen Mitteln zu führen. Sie sollten aber wissen: Streiks verschärfen oft soziale Ungerechtigkeiten, Lehrerstreiks vergrößern oft die Kluft im Bildungsniveau, das in Deutschland leider immer noch durch Schichtenzugehörigkeit definiert wird.

Hat unser Redakteur recht? Diskutieren Sie mit im Kommentarbereich unter diesem Text!

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