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Meinung: Auf dem Index

KORRUPTION IN DEUTSCHLAND

In Notzeiten wie denen der Jahrhundertflut rücken die Menschen enger zusammen, dachte man jedenfalls. In Folge der Katastrophe wächst – vielleicht – die Solidarität, vor allem schnellen aber Bestechlichkeit und Korruption nach oben. Transparency International warnt vor einem weiteren Anstieg des Index in Folge der Flut. Viele öffentliche Aufträge werden jetzt schnell und unbürokratisch vergeben, und das, so glauben die Korruptionsexperten, wird die in Deutschland so beliebte Praxis der Klüngelwirtschaft fördern und Profiteure auf den Plan rufen. Das ist keine gute Nachricht für ein Land, dass sich selbst doch so gerne als Europas Musterstaat sähe. Wie groß war das Erschrecken, als vor zwei Jahren die Deutschen bei der Internationalen Studie zur Korruption erstmals so schlecht abgeschnitten hatten. Damals gelobten alle Besserung: Die Wirtschaft versprach mehr Selbstkontrolle, die Politik mehr Transparenz. Aber die Klüngelei bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ging trotzdem weiter. Und auch das Gesetz zur Einführung eines Antikorruptionsregisters – also einer schwarzen Liste, von Unternehmen, die sich mit unlauteren Mitteln um den Zuschlag für Aufträge bemüht haben – ist noch nicht auf den Weg gebracht. Kein Wunder also, dass die Deutschen im Vergleich mit den anderen Industriestaaten erneut schlecht abschneiden. Der Druck auf die Verwaltungen müsse verstärkt, die Kontrollen verbessert werden, fordert Transparency. Das klingt plausibel, bedeutet aber mehr Bürokratie. Wichtiger ist, dass die Mentalität sich ändert. Abzockerei fängt im Kleinen an. svs

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