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Meinung: Auf den Mensch gekommen

Zur Serie „Berlin bellt“ Des Berliners liebster Mensch ist der Hund? Ich fürchte, da könnte was dran sein.

Zur Serie „Berlin bellt“

Des Berliners liebster Mensch ist der Hund? Ich fürchte, da könnte was dran sein. Laut des Rankings eines Hundemagazins gilt Berlin als hundefreundlichste Stadt Deutschlands. Man könnte jubeln, endlich mal wieder was Positives über unsere Stadt. Doch es gibt andere Hinweise, welche diese Annahme zu bestätigen scheint und eine ganz neue Balance in der Stadt schafft: Die Geburtenrate der Spezies Mensch in der Stadt sinkt permanent, während die Anzahl der Hunde stetig steigt. Jährlich kommen zu den derzeit vermuteten 160 000 Hunden in der Stadt ca. 2000 dazu. Hundefreunde und Tierschutzverein fordern zunehmend mehr Raum, obwohl Berlin neben einer Vielzahl über die Stadt verteilte Auslaufgebiete über das größte innerstädtische Hundeauslaufgebiet Europas verfügt, den Grunewald mit seinen hervorragenden Badeseen. Unlängst begegnete mir in der Stadt ein junger Mann, der vor McDonald’s neben seinem Hund lag. Vor ihm eine leere Konservendose und dem auf Pappe geschriebenen Satz: „Mein Hund hat nichts zu fressen.“ Ich dachte voreilig an Satire, dem war aber nicht so. Der Hund in seiner Funktion gilt nicht allein als Spaßobjekt. Er löst in vielen Bereichen den Mitmenschen ab, da wo er nicht als sozialer Partner zur Verfügung steht oder ausgespart wird, sei es als Kinder- und Partnerersatz oder grundsätzlich als Ersatz für Zuneigung die anderweitig häufig nicht zu haben ist. Vielleicht ein Dilemma der Großstadt, ganz sicher, wie ich meine, mit Handlungsbedarf.

Der Hund als Kommunikationskatalysator, funktioniert hervorragend und klappt besser als jede Partnerbörse. Hundehalter verstehen sich bestens und sind sich selten gram, auch selbst wenn sich ihre Lieblinge mal weniger spielerisch ans Fell gehen. Es macht unsere Stadt bunter, wenn auch nicht sauberer, vielleicht für manch einen auch liebenswerter. Doch ich möchte doch bitte mal wieder in meinen Lieblingsbadesee ins Wasser steigen, ohne die Badestelle mit mehreren Hunden teilen und stöckchenwerfende Begleiter um Vorsicht bitten zu müssen. Ich möchte auch nicht bei Sommerwetter auf ein Bad verzichten müssen, weil ein Gewitterguss Urin und Hundekot aus ufernahem Bereich in Wasser gespült hat, so dass aus offizieller Stelle Warnhinweise ausgegeben werden müssen. Vor allem möchte ich stets wiederkehrende Argumente nicht mehr hören, nachdem einer der Lieblinge nur spielen wollte und mal wieder auf tragische Weise zugeschnappt hat: „Der Hund kann nichts dafür, sein Halter hatte den Vierbeiner nicht richtig erzogen.“

Günther Zingler, Berlin-Steglitz

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