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Dehmer

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: 30 Jahre kein Lager

Dagmar Dehmer über die Auswahl von Gorleben als Atomendlager.

Die Frage, ob der Salzstock in Gorleben aus fachlichen oder politischen Gründen als Endlagerstandort für hoch radioaktiven Müll ausgewählt worden ist, ist eigentlich schon beantwortet. An diesem Donnerstag konstituiert sich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss, der das klären soll. Angesichts der  Dokumente und Aussagen von beteiligten Wissenschaftlern, die im vergangenen Sommer  aufgetaucht sind und die ziemlich eindeutig beweisen, dass die Entscheidung vor allem politischen Erwägungen gefolgt ist, ist es schwer vorstellbar, dass der Untersuchungsausschuss zu einem anderen Schluss kommen kann. Besonders gravierend: 1983 haben das Bundesinnen- und das Bundesforschungsministerium Druck auf die Fachleute der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, der Vorgängerbehörde des Bundesamts für Strahlenschutz, gemacht. Nach ihrer Intervention wurde das Gutachten, das letztlich die Entscheidung für die unterirdische Erkundung des Salzstocks in Gorleben begründete, so geschönt, dass  der Erkundung nichts mehr im Wege stand.

Mit dieser Hypothek wird der Standort Gorleben immer belastet sein – egal, ob er sich als geeignet oder als ungeeignet erweist. Es wurde nicht der bestmögliche Standort für ein atomares Endlager gesucht sondern der vermeintlich politisch am leichtesten durchsetzbare. Da es durchaus das Risiko gibt, dass es nicht möglich ist, den stark strahlenden Atommüll im Gorlebener Salzstock für eine Million Jahre sicher zu verwahren, ist die Strategie der Regierung ziemlich riskant – aber nicht für sie selbst. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat die Entscheidung getroffen, die Erkundung in Gorleben wieder aufzunehmen und nicht gleichzeitig nach geeigneten alternativen Standorten zu suchen. Frühestens in zehn bis 15 Jahren wird diese Erkundung abgeschlossen sein. Stellt sich dann heraus, dass Gorleben nicht geeignet ist, was bis dahin etwa drei Milliarden Euro gekostet haben wird, dann ist zwar Röttgen dafür verantwortlich, dass Deutschland auch in 30 Jahren noch kein Endlager haben wird. Aber das könnte bis dahin schon keine Rolle mehr spielen, weil eine oder zwei weitere Regierungen bis dahin ihre Arbeit schon wieder beendet haben könnten. Dann muss, wer auch immer zu dieser Zeit regieren wird, doch noch das bestmögliche Atomendlager suchen. Denn bis dahin könnte das Exportverbot für Atommüll in Kraft sein, das Röttgens Parteifreund, der EU-Energiekommissar Günther Oettinger gerade angekündigt hat.

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