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Frank Jansen

© Mike Wolff

Auf den Punkt: Auch Taliban lassen sich besiegen

Frank Jansen über die Nato-Offensive in Afghanistan

Es gibt viele hässliche Meldungen vom Kampf der westlichen Truppen gegen die Taliban. Bei der am Wochenende von internationalen und afghanischen Einheiten gestarteten Großoffensive „Muschtarak“ (Gemeinsam) gegen die Rebellen sind bereits Zivilisten getötet worden, durch einen Luftangriff abseits der Operation kamen ebenfalls Afghanen ums Leben, die offenbar nicht zu den Taliban gehörten. Die Liste der unschuldigen Opfer dieses Krieges wird von Jahr zu Jahr länger, auch die Bundeswehr hat dazu mit dem von Oberst Klein angeforderten Luftschlag gegen zwei Tanklaster bei Kundus beigetragen.

Da erscheint eine Erfolgsmeldung dringend nötig, um Sinn und Notwendigkeit des Einsatzes der westlichen Allianz wieder in den Vordergrund zu rücken. Die „New York Times“ und pakistanische Sicherheitskreise berichten, die Nummer 2 der Taliban, Mullah Baradar, sei in der pakistanischen Hafenstadt Karatschi festgenommen worden. Angeblich schon vor mehreren Tagen, er werde bereits von pakistanischen und amerikanischen Geheimdienstlern verhört. Deutsche Sicherheitskreise äußern sich vorsichtig: Die Meldung erscheine plausibel, bestätigt sei sie noch nicht.

Also eine Propaganda-Story, um die Moral bei Afghanen und im Westen zu heben und die unangenehmen Geschichten über zivile Opfer militärischer Angriffe zu überblenden? Wahrscheinlich ist das nicht. Amerikaner und Pakistaner wissen genau, dass die Festnahme hochrangiger Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer keinen Kritiker des Krieges in Afghanistan verstummen lässt. Wer das Gegenteil behauptet, begibt sich in den Dschungel der Verschwörungstheorien. Bemerkenswert ist bei dieser Geschichte vielmehr, dass sich der umstrittene pakistanische Geheimdienst ISI offenbar überwunden hat, gemeinsam mit den Amerikanern den Taliban einen schweren Schlag zu versetzen – und das im eigenen Land. Dafür spricht, dass in Pakistan niemand die Festnahme von Mullah Baradar dementiert. Sollte der ISI also, der bislang den afghanischen Taliban nicht unbedingt wehtun wollte, seinen Kurs geändert haben?

Das wäre ein Paradigmen-Wechsel, der enorme Folgen haben könnte. Würde Pakistan mit ganzer Macht dem Netzwerk aus Taliban, Al Qaida und anderen Terrorgruppen entgegentreten, wären endlich größere Erfolge im Kampf gegen die militanten Islamisten denkbar. Bis hin zur Festnahme oder Tötung von Taliban-Chef Mullah Omar, der sich in der pakistanischen Stadt Quetta versteckt halten soll, sowie von Osama bin Laden und seinem Stellvertreter Aiman al Sawahiri, die sich im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan aufhalten.

Noch ist es nicht soweit, doch die Hoffnung, der Kampf gegen den Terror werde endlich effektiver geführt, wird durch die Meldung genährt, Mullah Baradar sei aus dem Verkehr gezogen. Selbst wenn er, wie bei den Terrorgruppen üblich, rasch durch einen anderen Kämpfer ersetzt wird. Doch unschlagbar sind die Taliban nicht. Wenn Pakistan sich endlich entschließt, die Rebellen komplett fallen zu lassen.

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