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Bernd Matthies

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Aufgestaute Wut

Bernd Matthies über "linke" Randale an der Humboldt-Universität

Stellen wir uns einfach einen Moment vor, die Ausstellung über jüdische Unternehmen in der Humboldt-Uni wäre von rechten Horden zerstört worden. Die Folge wäre eine Art kleiner Staatsnotstand mit Ruf nach härteren Strafen, Gesetzesänderungen, dem üblichen Betroffenheitskatalog eben. So aber waren es nur Schüler, mutmaßlich politisch links angesiedelte, und prompt ist die Öffentlichkeit bereit, ihnen für diesen schändlichen Akt gewissermaßen mildernde Umstände einzuräumen. Es ging doch angeblich um einen guten Zweck, den Kampf für mehr Bildung, und da habe die aufgestaute Wut halt zu einer Art Demonstrationsexzess gegen ein zufällig gewähltes Ziel geführt - mit dieser Entschuldigung hatten sich Landesschülervertreter aus der Affäre zu winden versucht.

Es ist gut, dass Uni-Präsident Christoph Markschies ihnen diese fromme Lüge nicht durchgehen lässt und die Entschuldigungsstrategie jetzt in einem offenen Brief an seine Mitarbeiter als unerträglich bezeichnet. Denn wenn schwarzgekleidete Demonstranten beim Zerstören einer Dokumentation über jüdisches Leben "Scheiß Israel" rufen, hat das nichts mit aufgestauter Wut über Notstände in der Bildung zu tun. Und es ist auch ziemlich gleichgültig, ob es sich dabei um links- oder rechtsorientierte Randalierer handelt.

Wir beobachten schließlich seit geraumer Zeit, wie sich die verworrenen ideologischen Gedankengebäude nationalbolschewistischer Linker und neonazistischer Rechter immer weiter annähern - das betrifft den als Antizionismus getarnten Antisemitismus ebenso wie den daraus abgeleiteten Hass auf das "Finanzkapital" und die Liebe zu aggressiven Despoten wie Irans Ahmadinedschad. Die Polizei sollte also die angeblich so bildungsbeflissenen Schwarzhemden genau ansehen - und Präsenz zeigen, wenn die Ausstellung in der kommenden Woche wieder eröffnet wird.

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