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Auf den Punkt: Das Kungeln hat ein Ende

Andrea Nüsse über die Wahl des neuen Unesco-Generalsekretärs

Die arabische Welt fühlt sich abgewatscht und sagt das auch. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat eine schallende Ohrfeige empfangen, grollt aber stumm in einer Ecke. Die Europäer triumphieren, obwohl sie sich nicht einmal auf einen Kandidaten einigen konnten: Die Wahl des neuen Unesco-Generalsekretärs war erstmals richtig spannend. Und der überraschende Triumph der bulgarischen Diplomatin Irina Bokowa über den ägyptischen Kulturminister Faruk Hosni, der lange als Favorit gehandelt wurde, lehrt uns einiges. Womöglich sind die Zeiten vorbei, wo Staatspräsidenten unter sich kungeln und gegenseitige Freundschaftsdienste über Spitzenpositionen in internationalen Organisationen entscheiden. Womöglich ist auch der überproportionale Einfluss Frankreichs bei der Unesco, die in Paris ihren Sitz hat, beendet.

Denn Sarkozy hatte schon lange mit dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak ausgehandelt, dass der ägyptische Kulturminister, ein enger Vertrauter von Madame Mubarak, die Leitung der Unesco übernehmen soll. Dafür hatte sich Mubarak als Ko-Kapitän der Mittelmeer-Union, einem totgeborenen Prestigeobjekt Sarkozys gewinnen lassen. Aber die Wahl hat auch noch eine andere Botschaft: Es gibt solche und solche Sünden. Die kommunistische Vergangenheit von Bokowa ist kein Makel. Das Lavieren Hosnis im Hinblick auf Israel in einer Region, in welcher der falsche Zungenschlag innenpolitischen Selbstmord bedeutet, ist unverzeihlich. Bleibt die Hoffnung, dass das neu erwachte Interesse der Staaten an der Unesco, das sich auch in dem ursprünglich sehr breiten Bewerberfeld von neun Kandidaten niederschlug, anhält. Und Bildung, Kultur und Wissenschaft weltweit mehr Gewicht und Geld bekommen.

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