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Auf den Punkt: Der Feind in meinem Brief

Henrik Mortsiefer über das Pin-Debakel

Der Axel-Springer-Konzern muss für den Spott nicht mehr sorgen. Der Schaden, den der riskante Ausflug ins Postgeschäft beim Medienkonzern hinterlässt, ist so groß, dass die Wettbewerber jeden Tag einen neuen Grund zur Schadenfreude finden. Gewiss, das ist ein wenig billig. Und auch nicht ganz ehrlich. Denn Springer hat mit dem Einstieg bei der Pin-Gruppe im Prinzip etwas Vernünftiges versucht: sinkende Vertriebs- und Werbeerlöse im klassischen Mediengeschäft durch neue Umsatzquellen im Markt für Geschäftspost aufzufangen.

Allein, der Preis den Springer-Chef Mathias Döpfner dafür gezahlt hat, war eindeutig zu hoch – mit und ohne Mindestlohn. Fast 700 Millionen Euro müssen nun abgeschrieben werden. Döpfners größte jemals getätigte Investition befördert den Konzern nicht wie geplant in eine neue Größenklasse, sondern wird zur ernsten Belastungsprobe. Springer ist ein erfolgreicher, profitabler Zeitungs- und Zeitschriftenkonzern, der die Zeichen des digitalen Zeitalters erkannt hat. Ein besserer Briefträger als die Post konnte Springer aber nicht werden. Dafür allein den Mindestlohnbeschluss der Bundesregierung und, zuletzt, die offensichtlich unakzeptablen Offerten von Pin-Chef Günter Thiel verantwortlich zu machen, ist durchsichtig.

Als vorausschauender Manager hätte Döpfner wissen müssen, dass Post-Chef Klaus Zumwinkel sein Stammgeschäft nicht kampflos aufgeben und die Unterstützung des Bundes, seinem Großaktionär, bekommen würde. Unverständlich, warum er trotzdem im Sommer gegen den Rat von Branchenkennern 510 Millionen Euro für die Mehrheit an einem defizitären Briefzusteller in einem massiv regulierten und von einem Ex-Monopolisten dominierten Markt ausgegeben hat. Nun haben Krisenmanager die Abwicklung von Pin übernommen. Pikantes Detail dieses Schlussaktes: Neben dem Sanierungsexperten Horst Piepenburg zieht auch Hans-Joachim Ziems in den Pin-Vorstand ein. Er war im Insolvenzverfahren Geschäftsführer der Kirch-Gruppe. Kirch hat Mathias Döpfner seinerzeit bezwungen. Nun ist er mit sich selbst beschäftigt.

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