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Auf den Punkt: Der Quoten-Präsident

Christoph von Marschall über den Werbestar Obama.

Er verschiebt die geltenden Maßstäbe. Wann hat es das je gegeben, dass bezahlte Werbung mehr Fernsehzuschauer anzieht als die populären Unterhaltungsshows? Barack Obama hatte sich zur besten Sendezeit auf sieben Kanälen eine halbe Stunde Werbezeit gekauft - schon das war eine Premiere in den USA; die Kosten von über drei Millionen Dollar konnte er sich spielend leisten, da er allein im September 150 Millionen Dollar Spenden bekam, was die Summe seiner Spenden seit Wahlkampfbeginn auf nie dagewesene 600 Millionen steigerte.

Nun wurden die Einschaltquoten bekannt: 33,55 Millionen Amerikaner sahen das "Infomercial". Die Mischung aus Information über den Kandidaten und Commercial (Wahlwerbung) zeigte Obamas Lebensstationen und seine Begegnungen mit Bürgern im Wahlkampf. Der Film schlug locker die Zuschauerzahlen beim Endspiel der Baseball-World-Series (19.8 Millionen), die doch nach aller Erfahrung der absolute TV-Hit an einem solchen Abend sind. Für Obama interessierten sich auch mehr Zuschauer als, zum Beispiel, für das diesjährige Finale der populären Casting-Show "American Idol".

Die sieben Kanäle, die Obama Sendezeit verkauften, machten doppelt Gewinn: Sie hatten höhere Einschaltquoten als mit dem sonst geplanten Programm - und sie bekamen noch Geld dafür, statt es für Programminhalte auszugeben. Auf CBS sahen 8,6 Millionen Obama, die sonst übliche Show auf dem Sendeplatz, "Old Christine" erreicht im Schnitt 7,2 Millionen. Auf NBC verfolgten 9,8 Millionen den Obama-Film; die verdrängte Sendung "Knight Rider" hat im Schnitt unter sieben Millionen. Bitter war die Bilanz für ABC; der Kanal entschied sich gegen den Obama-Film und verlor mit nur 6,7 Millionen für seine Abendserie "Pushing Daisies" den Wettbewerb gegen die Konkurrenzsender.

Sollte Obama die Wahl am Dienstag verlieren, eröffnen sich neue Berufschancen - als Unterhaltungsstar im Fernsehen.

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