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Auf den Punkt: Die Hamas wird gebraucht

Andrea Nüsse über ein Ende des diplomatischen Boykotts

Es ist offensichtlich, aber aussprechen wollten es bisher wenige: Ohne die palästinensische Hamas geht es nicht. Die westliche Politik der Spaltung - hier die "gute" Fatah, dort die "böse" Hamas" - ist gescheitert. Das wird seit zwei Jahren deutlich. Und das ist seit dem letzten israelischen Feldzug gegen den Gazastreifen wohl auch dem größten Skeptiker klar.

Der neue US-Präsident Barack Obama hat zwar einen neuen Ton gegenüber der arabischen Welt angeschlagen - er bietet Respekt und Partnerschaft statt Belehrung und Bomben. Alle überschlagen sich mit Versicherungen, dem Nahostkonflikt oberste Priorität einzuräumen. Aber vor der letzten Konsequenz schrecken Obama und die EU bisher noch zurück: Die Hamas in die Verhandlungen einzubinden. Dieses Tabu muss fallen.

Dies sagen nun offen und laut 14 renommierte Friedensvermittler und anerkannte Elder Statesmen. In einem offenen Brief in der Londoner "Times" fordern sie von Europa das Ende des diplomatischen Boykotts der Hamas. Es könne keinen Friedensprozess geben, indem man mit der einen Seite der Palästinenser verhandle und gleichzeitig versuche, die Vertreter des anderen politischen Lagers zu zerstören. Aus der eigenen Erfahrung in Friedensprozessen in Kambodscha, Somalia, Bosnien oder Nordirland wisse man, dass es keinen Ersatz für direkte Verhandlungen mit allen Konfliktparteien gebe.

Das sagen Schwergewichte wie der ehemalige israelische Außenminister Schlomo Ben-Ami oder der frühere UN-Nahostgesandte Alvaro de Soto. Endlich Pragmatismus statt Ideologie. Diese Stimmen haben Gewicht. Hoffentlich finden sie Gehör. Ansonsten können sich die USA und die EU ihren guten Willen sparen.

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