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Auf den Punkt: Die Ost-Verschwörung

Andreas Oswald zum Eurovision Song Contest

Von Andreas Oswald

Es klingt nach Verschwörungstheorie, es ist auch eine, aber wer sagt denn, dass Verschwörungstheorien nicht ausnahmsweise einmal stimmen könnten? Beim Eurovision Song Contest haben sich die Länder der ehemaligen Sowjetunion wie auch die Balkanländer wieder skrupellos gegenseitig die Punkte zugeschoben. Der Osten verbündet sich gegen den Westen und siegt -  dieser offenbar tief verwurzelte Wunsch, einmal im Jahr wird er symbolisch wahr, wenn Europas Länder die Creme der niederen Sangeskunst zum Wettkampf antreten lassen.

Dass die Länder des Ostens nicht nach musikalischen, sondern nach politischen Kriterien abstimmen, hat zwar ein bisschen was Unfaires an sich, doch mit fairen Mitteln ist der hinterhältige Westen eh nicht zu schlagen. Aber das reicht noch nicht für eine Verschwörungstheorie. Warum geht der Westen lächelnd darüber hinweg? Weil er über die Veranstaltung lacht? Ist es nicht zu begrüßen, dass die Länder der ehemaligen Sowjetunion und des Balkans, die sich in der Vergangenheit durch einige Kriege mit der lieben Nachbarschaft hervorgetan haben, zusammen ein symbolisches Freudenfest über den gemeinsamen Sieg feiern? Vielleicht brauchen die das.

Vielleicht finanzieren deshalb Deutschland und andere Westländer diese Veranstaltung, damit der Osten ein Gefühl der Genugtuung bekommt und dann hoffentlich auch Ruhe gibt. Deshalb schicken wir auch Nieten zu dieser Veranstaltung, damit auch ja das Setting klappt. Dass Norwegen auch gut abgeschnitten hat, ist kein Gegenargument. Mit Ölländern sollte man es sich lieber nicht verderben.

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