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Gerd Nowakowski

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Eine Schande

Gerd Nowakowski über den Umgang des Berliner Zoos mit dem toten Thomas Dörflein

Wer ein Leben lang mit Tieren zu tun hat, tut sich möglicherweise mit Gefühlen etwas schwer - könnte man sagen, wenn man es gut meint mit dem Berliner Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz. Man könnte es auch ganz schlicht herzlos und erbärmlich nennen, wie der Zoo-Chef mit dem Tod des Knut-Ersatzvaters Thomas Dörflein umgeht. Kein Kondolenzbuch im Tierpark, keine eigene Trauerfeier für den so plötzlich verstorbenen Tierpfleger, der immerhin 25 Jahre für den Zoo gearbeitet hat.

Deswegen regen sich nicht nur die regelmäßigen Zoo-Besucher auf. Monatelang war Dörflein Tag und Nacht im Dienst, um den mutterlosen Eisbären aufzuziehen. Ohne Dörflein hätte der Berliner Zoo nicht die weltweite Beachtung bekommen, hätte es nicht die Knut-Show gegeben, die dem Zoo einen Besucheransturm und zusätzliche Millioneneinnahmen brachte. Zoo-Direktor Blaszkiewitz, der allgemein wohl ein eher kühles Verhältnis zu seinen Mitarbeitern pflegt, scheint diese Verdienste von Thomas Dörflein erkennbar gering zu schätzen - ungeachtet dessen, dass Dörfleins Tod selbst der ARD an diesem Freitag (16:10 Uhr) ein filmischer Nachruf wert ist oder die Weltpresse den Tierpfleger seit Tagen umfangreich würdigt. Auch die große Resonanz auf das Internet-Kondolenzbuch mit Zuschriften aus der ganzen Welt unterstreicht den offenbaren Wunsch nach Anteilnahme.

An kühlen Worten aus dem Zoo fehlt es nicht, an Mitgefühl schon. Knut werde durch den Verlust kein Magengeschwür bekommen oder umkippen, merkte etwa der Bären-Kurator des Zoos an: Die Grundfrage, ob Bären trauern können, sei in der Zoologie umstritten. Das mag sein. Die Unfähigkeit zu trauern soll es übrigens auch bei Menschen geben.

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