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Tilmann Warnecke

© Kitty Kleist-Heinrich

Auf den Punkt: ''Ich will hier rein!''

Tilmann Warnecke zum Studenten-Ansturm auf Berlin

Vielen Abiturienten, die in Berlin studieren wollen, wird es in diesem Jahr gehen wie einstmals Gerhard Schröder. Sie stehen vor versperrten Gittern und rufen verzweifelt: "Ich will hier rein!" Anders als der Altkanzler werden sie allerdings die Hürde nie überwinden - denn die Zahl der Bewerbungen steigt und steigt. Allein an der Freien Universität kämpfen 32.000 Bewerber um 4100 Studienplätze.

Der Bewerbungsansturm ist symptomatisch: Er ist das erste Zeichen einer großen Studierenden-Welle, die in den nächsten Jahren über Deutschland hinwegschwappen wird. Das ist gut so, weil Deutschland so viele Akademiker wie möglich braucht. Von großen Vorkehrungen ist bisher noch nicht viel zu spüren. Ganz im Gegenteil deutet alles daraufhin, dass viele Bundesländer die Zeichen der Zeit immer noch nicht begreifen wollen: Sie bauen nicht genügend Studienplätze auf - obwohl sie dazu eigentlich durch den Hochschulpakt verpflichtet sind, mit dem Bund und Länder die wachsenden Studierendenzahlen angehen wollten.

Die Großmeister dieser studentenfeindlichen Politik sind vor allem süddeutsche Länder wie Bayern und Baden-Württemberg. Sie investieren lieber in die Forschung und werben die Absolventen dafür aus anderen Bundesländern ab. Begehrte Studienorte mit einem großen Angebot - allen voran Berlin - leiden darunter: Sie geben viel Geld aus, um weit über ihren Bedarf den Akademikernachwuchs für Deutschland auszubilden. Diese Schieflage muss sich schleunigst ändern. Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner wirbt seit Jahren für ein Modell, dass damit Schluss machen würde: Danach soll das Geld für Studienplätze künftig den Studenten folgen.

Sprich: Für jeden bayerischen Studenten, der sich in Berlin einschreibt, zahlt Bayern der Hauptstadt Geld. Das wäre gerecht. Deutschland kann es sich einfach nicht leisten, eine ganze Generation ihrer Bildungschancen und damit auch das ganze Land seiner Zukunftsfähigkeit zu berauben.

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