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Lorenz Maroldt

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Sarrazin bleibt

Lorenz Maroldt zur Debatte über den Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin

Thilo Sarrazin soll gefeuert werden. Das fordert jetzt, als einer unter vielen linken Sozialdemokraten, dafür aber besonders vorlaut, der Bundestagsabgeordnete Schulz, Swen, Spandau. Es ist dies der erste bemerkenswerte öffentliche Beitrag des Vorsitzenden der Berliner Landesgruppe im Parlament überhaupt. Das wurde aber auch Zeit, jetzt, da feststeht, dass Schulz seinen Wahlkreis gegen eine innerparteiliche Konkurrentin verteidigen muss. Schulz ist das personifizierte Problem seiner Partei, und zu seiner Entschuldigung darf er gerne sagen: Ich bin nicht allein! In der billigen Empörung über Sarrazin bündelt sich die ganze Kleinheit der einst stolzen Sozialdemokratie.

Weil die eigenen Arme zu kurz sind, um den wirklichen politischen Gegner zu schlagen, prügeln Sozis wie Schulz eben auf einen der ihren ein. Sarrazin soll büßen, weil er gesagt hat: "Für fünf Euro würde ich jederzeit arbeiten gehen". Damit verstößt der Finanzsenator angeblich gegen die Mindestlohndoktrin. Als ob die SPD deshalb unglaubwürdig würde! Das ist sie doch schon längst. Sie traut sich ja selbst nicht mehr über den Weg. Da kommt den Genossen einer wie Sarrazin mit seinen plumpen Provokationen gerade recht.

Tatsächlich aber meldet sich hier auch noch mal das alte Berlin aller Seiten zurück, trifft sich die Sehnsucht nach Subventionen mit der nach Parteilinientreue. Sarrazin steht für das Gegenteil: Er hat Berlin die Pampermentalität ausgetrieben, und er zeigt seiner Partei, wie man politisch leben kann, ohne sozialdemokratisches Programmgummi nachzukauen.

Sarrazin hat mehr für seine Stadt und für seine Partei geleistet, als die meisten Sozialdemokraten von sich sagen können. Er hat Berlin mit seiner radikalen Finanzpolitik zum eigenständigen Überleben gezwungen, wofür man ihm noch in vielen Jahren hier dankbar sein wird. Und er hat seiner Partei mit sich selbst ein großartiges Ablenkungsmanöver geschenkt. Ohne Sarrazins ständige Provokationen, ohne seine schmerzhaften Schnitte in den Berliner Speck, hätte Wowereit nicht mit der PDS regieren können, nicht so und auch nicht so lange. Dass auch Wowereit sich immer mehr von seinem wichtigsten Senator absetzt, bedeutet nichts Gutes. Aber eines ist klar: Sarrazin wird bleiben, auch wenn er gehen muss. Schulz… Ach je, lassen wir das lieber.

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