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Auf den Punkt: Sie gab ihr Bestes

Stephan-Andreas Casdorff über Merkels Regierungserklärung zu Afghanistan

Es geht nicht um Angela Merkel, um sie als Person. Es geht nicht um ihre menschlichen Stärken und Schwächen. Es geht um das Amt des Bundeskanzlers. Und aus diesem Amt heraus, das sie gegenwärtig innehat, hat Merkel das erste Mal überhaupt eine Regierungserklärung zu Afghanistan abgegeben. Das ist der Maßstab.

Und das ist die Dimension des Geschehens: Tausende deutsche Soldaten befinden sich in einer Allianz, geschickt von den Vereinten Nationen, in dem Land fernab, um dort, nach den verheerenden Anschlägen von „Nine-Eleven“, dem Terror zu wehren und zugleich den Menschen auf dem Weg zu einer stabilen Demokratie aufzuhelfen. Einer Demokratie im Entstehen, eine, für die sich Millionen Afghanen zur Wahl aufgemacht haben, ihre Finger haben schwärzen lassen, wohl wissend, dass die Taliban sie daran erkennen können. Dass die Taliban ihnen als Rache die Finger abhacken könnten. Dass sie, mehr noch, um ihr Leben fürchten müssen.

Tausende deutsche Soldaten, die nun ins Kreuzfeuer der Kritik geraten sind, weil es sein kann, dass ein Kommandeur der Bundeswehr wegen eines Feuerbefehls für den Tod von etlichen Taliban-Terroristen, aber auch vielen Zivilisten Verantwortung trägt. Die ganze Welt schaut darum auf die Bundesregierung und wie sie mit diesem Fall umgeht; wie sie sich zum Afghanistan-Einsatz verhält.

Maßstab und Dimension – das in geeigneter Weise zusammenzubringen, muss dem Bundeskanzler, der Bundeskanzlerin gelingen. Es ist Angela Merkel nur in ihrer Weise gelungen.

Sie hat Worte des Mitgefühls für mögliche Opfer gefunden, und das nicht in dieser entsetzlich deutsch-verregelt klingenden bürokratischen, juristischen Weise. Aber sie hätten früher gesprochen werden müssen. Sie hat sich auch an die Bundeswehr gewandt. Aber nur in wenigen Sätzen. Sie hat in der Regierungserklärung als Bundeskanzlerin nicht den Weg gewiesen, wie es weitergehen und enden soll. Sie hat nicht strategisch gesprochen, sondern taktisch. Gerade Militärs erkennen den Unterschied. Und hätte Angela Merkel die Argumente der Gegner des Einsatzes direkt angesprochen, sie noch einmal offensiv entkräftet, es wäre eine bessere Verteidigung gewesen: eine Strategie der Defensive. Immerhin. Ihr Verteidigungsminister hat keine.

So bleibt noch mehr, viel mehr zu sagen. Nach der Wahl. Für den Bundeskanzler im Amt. Denn das Land hat einen Anspruch darauf: das Land hier und das fernab. Von den Partnern in der Allianz nicht weiter zu reden.

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