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Claudia Keller

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Staatsfeind Scientology

Claudia Keller über die Aufregung um Hubbards Jünger

Ist Scientology innerhalb der letzten zwölf Monate zum Staatsfeind geworden? Als Scientology vor einem Jahr um diese Zeit ihr neues Zentrum in Berlin herrichtete, interessierte das niemand. Jetzt wollen die Innenminister der Länder Scientology verbieten.

Sicher, in den Büchern des Science-Fiction-Autors L. Ron Hubbard steht viel krudes Zeug. Da steht zum Beispiel auch, dass eine Elite von Scientology-Jüngern die Welt regieren soll und die Ungläubigen in Lager eingesperrt werden. Das ist nicht im Sinne unserer demokratischen Verfassung. Das steht in den Büchern aber schon lange. Dennoch waren diese Sätze dem Berliner Verfassungsschutz bis vor kurzem nicht mal die Beobachtung der Organisation wert.

Schließlich sind die Gedanken frei. Erst wenn jemand daran geht, solche Theorien in die Tat umzusetzen, wird es ernst. Scientology hat in den vergangenen Monaten Broschüren an Lehrer, Redaktionen und den einen oder anderen Politiker verschickt, die Mitarbeiter der Organisation haben überall in der Stadt Stände aufgebaut und belästigen jeden, der sich ihrer Zentrale nähert. Aber ist das der Beginn einer Weltverschwörung? Wohl kaum. Es gibt Aufklärungskampagnen, eine Hotline im Rathaus, über kaum einen anderen religiösen Verein in der Stadt dürfte so viel bekannt sein wie über Scientology. Jetzt soll sogar die Bushaltestelle vor Berlins Scientology-Zentrale verlegt werden. Wenn sich jemand dennoch nicht davon abhalten lässt, seine Innerstes an einem E-Meter zu offenbaren, das aussieht wie zwei metallene Klopapierrollen, die mit einem Draht verbunden sind, dann kann ihm auch ein Verbot der Organisation nicht helfen.

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