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Auf den Punkt: Was bleibt, wenn er bleibt

Friedhard Teuffel über den Trainer von Hertha BSC, Lucien Favre

Wie soll eigentlich ein Fußballtrainer eine Mannschaft in der ersten Liga halten, der mit ihr nicht mal gegen eine mittelmäßige Zweitligamannschaft gewinnen kann? Das wäre nun die Frage an Hertha BSC und Trainer Lucien Favre nach dem Ausscheiden bei 1860 München. Und in der Frage steckt auch schon die Antwort, dass Favre nämlich nichts mehr ausrichten kann in Berlin. Nun ist aber ein Fußballspiel doch nicht so einfach, als dass es nicht mindestens eine zweite Lesart gäbe. Und die wäre: Nach Rückstand ist die Mannschaft zurückgekommen und hat durch Pech und natürlich auch etwas Blödheit verloren. Noch blöder als zwei verschossene Elfmeter wäre da jetzt eine Trainerentlassung.

Das sagt übrigens auch Helmut Schümann, der in der vergangenen Woche an dieser Stelle Hertha als hoffnungslosen Fall beschrieben hat. Aber mit einem Rauswurf des Trainers käme zur Hoffnungslosigkeit noch Kopflosigkeit dazu. Was also soll Herthas sportliche Führung, soll Michael Preetz, nun machen mit einem angeschlagenen Trainer?

Bei allem Respekt vor dem fußballerischen Verstand des Trainers, erweckt er nicht den Eindruck, der größte Mutmacher und Motivator zu sein. Der Mannschaft Selbstbewusstsein zu vermitteln, ist aber derzeit die wichtigste Aufgabe, und entweder entwickelt Favre dabei noch ungeahnte Fähigkeiten, oder er holt sich professionelle Unterstützung von außen mit einem psychologischen Krisenmanager, ohne dabei jedoch seine eigene Autorität zu untergraben.

Was das Beschäftigungsverhältnis des Trainers insgesamt betrifft: Ein Ultimatum zu setzen, ist nicht sinnvoll, Druck ist schon ausreichend vorhanden auf die Spieler, auf den Trainer. Kein Ultimatum zu setzen, wäre dann letztlich aber auch eins. Denn das käme einem Entlanghangeln von Spiel zu Spiel gleich, in der Woche vor und nach jedem Spiel würden die immerselben Fragen nach der Zukunft des Trainers gestellt.

Warum also nicht ein klares Bekenntnis, mit dem Trainer einfach weiterzuarbeiten, bis mindestens zur Rückrunde? Preetz und die Vereinsführung können sich dabei denken, dass bei drei, vier oder fünf möglicherweise deutlichen Niederlagen in Folge die Situation doch nochmal eine andere wäre. Aber dass sie daran nicht glauben und auch noch von den Fähigkeiten ihres Trainers überzeugt sind, könnten sie mit einem Bekenntnis immerhin zum Ausdruck bringen.

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