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Ulrich Zawatka-Gerlach

© Mike Wolff

Auf den Punkt: Weiblich besser fahren

Ulrich Zawatka-Gerlach über die Suche nach einer Frau für den BVG-Aufsichtsratsvorsitz

Frauen nach vorn! Das ist nicht gönnerhaft gemeint, weil es ein Mann schreibt, sondern es gibt da ein echtes Problem. In der deutschen Privatwirtschaft sind weibliche Führungskräfte nur mit der Lupe zu finden. Und auch in den Berliner Landesunternehmen ist lediglich jeder zehnte Vorstandsposten mit einer Frau besetzt. Vera Gäde-Butzlaff ist die einzige Vorstandschefin, sie führt die Stadtreinigungsbetriebe, und das macht sie richtig gut.

Jetzt wird auch für die Berliner Verkehrsbetriebe eine Chefin gesucht, bislang erfolglos, und es ist konsequent und mutig, wenn der BVG-Aufsichtsratsvorsitzende und Finanzsenator Ulrich Nußbaum nicht locker lässt und einen neuen Headhunter beauftragt, der seine Aufgabe hoffentlich besser erledigt als der Vorgänger. In der Hoffnung, doch eine Nachfolgerin für Andreas Sturmowski zu finden, der spätestens im Oktober das Feld räumt.

Die FDP beschwert sich zwar heute, dass der BVG-Vorstandstuhl „um jeden Preis“ mit einer Frau besetzt werden soll. Die Abgeordnetenhausfraktion der Liberalen sollte aber besser demütig schweigen. Wer in den eigenen Reihen nur zwei Frauen duldet, muss sein Expertentum nicht ausgerechnet aufs Gender Mainstreaming verlagern.

Auch wenn die weiblichen Abgeordneten der SPD, Linken und Grünen mit ihrem Kampf um die Gleichberechtigung in den Führungsetagen öffentlicher Unternehmen gelegentlich übers Ziel hinausgeschossen sind, haben sie doch einen großen Sieg errungen. Das heikle Thema wird seit über einem Jahr öffentlich breit diskutiert, und es wurde unter anderem gesetzlich verankert, dass vakante Managerposten auszuschreiben sind. Schon um die branchenüblichen Kungeleien „unter Männern“ ein wenig einzudämmen. Gemischte Führungsteams, das ist wissenschaftlich unbestritten, geben der Führungskultur in Unternehmen neue Impulse und helfen, den Blick auf die Dinge zu verbreitern. Trotzdem gibt es noch immer viele Barrieren, die von der Doppelbelastung vieler Frauen in Familie und Beruf bis zum aufreibenden Kampf gegen männliche Alphatier-Rituale reicht.

An der Qualifikation liegt es sicher nicht. In Deutschland, auch in Berlin gibt es mindestens so viele gut ausgebildete, führungsfähige Frauen wie Männer. Meistens fehlt ihnen aber die Führungserfahrung, vielleicht auch der Mut, sich ganz oben in dünner Luft zu bewegen. Das heißt: Die Besetzung der Führungsetagen, auch und gerade in den Landesunternehmen, funktioniert nicht automatisch, sondern muss politisch gefördert werden. Im Rahmen dessen, was möglich ist. Es macht natürlich keinen Sinn, eine schlechter qualifizierte Frau zu nehmen, nur um die Quote zu erfüllen. Aber bei gleicher Qualifikation sollte der Managerin in jedem Fall der Vorzug gegeben werden. Vielleicht klappt das ja noch bei der BVG. Und dann warten wir noch auf das Gleichstellungsgesetz für die deutsche Privatwirtschaft, das könnte Kanzlerin Angela Merkel doch gleich mal zur Chefinnensache machen.

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