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Auf den Punkt: Weiche in die Zukunft

Carsten Brönstrup über die ehrgeizigen Ziele der Deutschen Bahn

Fünf Milliarden Euro klingen wie eine gigantische Summe in einer Zeit, in der Geld knapp ist wie nie. Fünf Milliarden, so viel würde Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube künftig jedes Jahr in den Neubau und die Erhaltung von Schienenstrecken stecken, wenn er dürfte - während zugleich die Höhe von Hartz-IV-Leistungen, nötige Gesundheitsbeiträge oder Steuersenkungen für heftigen Streit sorgen. Trotzdem wären diese fünf Milliarden Euro gut angelegtes Geld - weil damit eine vorausschauende Investitionspolitik möglich wäre. Und weil dem Land damit ein Verkehrskollaps erspart bleiben könnte, mit noch mehr Klimaschäden, Lärm, Dreck und Unfalltoten.

4,4 Milliarden Euro stecken Bund und Bahn schon heute Jahr für Jahr in das Schienennetz. Doch der Verkehr wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen, das ist trotz der Krise sicher - weil die Globalisierung für mehr Arbeitsteilung sorgt und die Menschen immer mobiler sein müssen. Die Antwort darauf kann nicht der Bau von noch mehr Straßen oder Flughäfen sein, nicht in einer dicht besiedelten Region wie Mitteleuropa. Die Bahn hat den Vorteil, dass sie vergleichsweise wenig Flächen beansprucht und zugleich das umweltfreundlichste Verkehrsmittel ist - wenn sie denn funktioniert.

Das System Bahn muss aber nicht nur seine permanenten Makel in den Griff bekommen, damit es den Mobilitätsproblemen der Zukunft gerecht wird. Bahn und Politik müssen auch viel stärker Kosten und Nutzen eines neuen Verkehrsprojekts abwägen, als das in der Vergangenheit der Fall war. Zu oft ist es Bürgermeistern, Landräten und Ministerpräsidenten gelungen, prestigeträchtige Projekte in ihre Region zu lotsen - auch wenn man das Geld andernorts sinnvoller hätte ausgeben können. Und zu lange haben sich Konzernführung und Generationen von Verkehrsministern an der Vision vom Hochgeschwindigkeitsverkehr berauscht. Sechs Milliarden Euro für die ICE-Trasse Köln-Frankfurt am Main, zehn Milliarden für die Strecke Nürnberg-Leipzig, mindestens vier Milliarden für den neuen Stuttgarter ICE-Bahnhof - das sind die Altlasten dieser Politik. So sind viele kleinere, sinnvollere Bauprojekte in der Fläche blockiert, die die Schiene attraktiver machen und mit denen Güterzüge schneller ans Ziel kommen würden.

Neue Paradigmen bei den Investitionen ließen sich bereits morgen umsetzen. Sicher, angesichts einer Neuverschuldung von 80 Milliarden Euro wiegt jeder Cent schwer, den sich der Staat borgen muss. Doch beim Verkehr geht es um Investitionen, die über Jahrzehnte Nutzen bringen. Sozialausgaben, mit Abstand der größte Ausgabeposten, entfalten keine langfristige Wirkung, sind sie erst überwiesen. Das ist der Unterschied.

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