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Auf den Punkt: Wilders Wok

Caroline Fetscher über das Anti-Islam-Video "Fitna"

Von Caroline Fetscher

So etwas passiert, wenn zwei Propaganda-Panzer aufeinanderprallen: Das Gegenteil von Aufklärung, als Ideologie. Hier heißt der eine Teil der Propaganda "Islamismus", die passende Gegenpropaganda kann man als "Anti-Islam-Alarmismus" bezeichnen. Bewusst, und in der Nachfolge des ermordeten Theo van Gogh, provoziert Geert Wilders, rechtspopulistischer Politiker in den Niederlanden, mit seinem im Internet veröffentlichten Video "Fitna" nicht nur Europas Muslime. Unter dem demonstrativen Aufruf "Stop Islamisation" näht der Cineast Wilders Dokumentarszenen zusammen, die alle aktuellen Übel islamischer Ideologien illustrieren. "Fitna", was auf Arabisch soviel bedeutet wie "Aufruhr" oder auch "Unglaube", zeigt Bilder vom Elften September und den Attentaten in London und Madrid, Bilder von geköpften Frauen, hingerichteten Homosexuellen und propagandistisch eifernden Mullahs, die sich die Weltherrschaft ihres Islam erträumen. Musikalisch begleitet wird das wilde Kaleidoskop von einigen geborgten Sequenzen von Peter Tschaikowsky, tragische, aufsteigende Akkorde. Wilders bedient sich bei der Ästhetik der Pop-Videos und will ein Massenpublikum bedienen, dessen Aufmerksamkeit auf Clipspannen reduziert ist.

Auf die Verheerungen des Kommunismus und des Faschismus, warnt der eingeblendete Text, folge nun der Islamismus. Den rührt Wilders jedoch durchweg in einen Topf mit dem Islam - und bebildert damit symptomatisch das, was in vielen Köpfen herumgeistert: "Am besten fort mit dieser ganze Religion, die Europas schöne Städte mit Moscheen verschandeln will!" Sollte Wilders ausdrücken dürfen, was er meint, empfindet, will? Sicher. Und nicht nur, weil er sich verwirklichen können soll und so weiter. Sondern auch, weil es ein demokratisches Interesse aller an der Debatte gibt. Solange einer Gesellschaft am Licht der Aufklärung liegt, muss sie auch wissen, wo es Finsternis gibt - um für bessere Verhältnisse streiten zu können.

(Film im Netz: www.liveleak.com)

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