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Fetscher

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Auf den Punkt: Zeit für Optimisten

Caroline Fetscher zum Untergang des Abendlandes: Es lebe die Hoffnung.

Firmen zittern um Rendite, Arbeitnehmer um ihre Schreibtische, Börsianer angesichts flottierender Kurskurven und volatiler Märkte. Je düsterer die Prognosen, desto leidenschaftlicher legen sich die Pessimisten bei uns im Land angesichts der Krise ins Zeug. Traditionell begrüßt unsere Gesellschaft sie als "Realisten". Optimisten hingegen gelten hier gern als naiv.

Schönreden lässt sich sicher nichts. Aber Hoffnung - das Schlagwort, mit dem Präsident Barack Obama die Amerikaner begeistert - ist eine nicht zu unterschätzende Größe. Hoffnung und Optimismus sind Marktfaktoren, wie Vertrauen und Risikobereitschaft. Immer wieder hören wir in diesen Tagen, dass Wirtschaft und Märkte von Psychologie beeinflusst werden, und nichts scheint wahrer als das. Selbst die größten Experten, wie jener Nobelpreisträger für finanzwirtschaftliche Analysen, der der BBC im November erklärte "ich bin genau so ratlos, wie alle anderen auch", gestehen ein, dass sie die gegenwärtige Lage weder in aller Tiefe erklären, noch eine seriöse Prognose wagen können. Heißt das aber, dass wir uns sozusagen prophylaktisch permanent auf den schlimmsten Fall einstellen sollten?

Nichts wäre unproduktiver, dümmer. Wenn uns nicht einmal die weisesten Wirtschaftsweisen den Weg weisen können, dann gibt es genauso viel Grund für Pessimismus wie Optimismus. Als die Umweltschutzorganisation Greenpeace vor Jahrzehnten verlangte, alle Neuwagen mit Katalysatoren auszustatten, rief die Industrie Zeter und Mordio: Das ist der Ruin der deutschen Wirtschaft! Das Ende der Autoindustrie! Wenige Monate später war die Technik serienreif, die Luft weniger bleihaltig - und die Katastrophe ausgeblieben. All das geschah, weil sich einige Reformer durch Pessimisten nicht irre machen ließen.  

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