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Ursula Weidenfeld

© Kai-Uwe Heinrich

Deutsche Bahn: Alle zur Kur

Schlimm ist nicht, dass es einen Tarifkonflikt gibt; schlimm ist vielmehr, dass alle Beteiligten völlig rat- und planlos erscheinen, wie man die Sache beenden kann. Für die Pendler ist das kein Tarifkonflikt mehr, sondern moderne Geiselnahme.

Am liebsten würde man sie doch alle zur Kur schicken: Bahnchef Hartmut Mehdorn und Personalvorstand Margret Suckale, "Ich bin dann mal weg"-Gewerkschaftsboss Manfred Schell und seine Stellvertreter. Schlimm ist ja nicht, dass es einen Tarifkonflikt gibt, der schwierig zu lösen ist. Schlimm ist, dass man mehr und mehr den Eindruck gewinnt, dass alle Beteiligten völlig rat- und planlos erscheinen, wie man die Sache beenden kann.

Da schäumt die Bahn über die „völlige Verantwortungslosigkeit“ der Gewerkschaft, jetzt zu streiken und der Volkswirtschaft enormen Schaden zuzufügen. Kurz später erklärt sie, so schlimm sei es gar nicht, aber trotzdem unerträglich. Die Lokführergewerkschaft greint, die Bahn mache einfach keine richtigen Angebote, unerträglich sei das. Dazwischen schießen die anderen Bahngewerkschaften so fröhlich in die eigene Jagdgesellschaft, dass man sich manchmal fragt, wessen Lobby sie sind. Derweil stehen die Kunden und Pendler auf den Bahnhöfen und warten. Das ist kein Tarifkonflikt mehr, das ist moderne Geiselnahme.

Man möchte allen empfehlen, bei der IG Metall und Gesamtmetall, nachzufragen, wie ein ordentlicher Tarifkonflikt geht und wie man ihn beendet. Dessen Geheimnis ist, dass er hochgradig ritualisiert ist und nur funktioniert, weil sich beide Seiten diesen Regeln unterwerfen. Man streikt doch nicht einfach so vor sich hin und macht zwischendrin eine Kur! Für Arbeitgeber andererseits ist es seltsames Benehmen, die jeweilige Tarifofferte als Supersonderweihnachsangebot zu preisen, "wo man doch einfach einschlagen muss“. Wer sich so wie die Bahn und wie die Lokführer verhält, der will sich nicht einigen. Für die Fahrgäste ist das die schlechteste aller Botschaften.  

Ein Kommentar von Ursula Weidenfeld

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