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Moritz Schuller

© Kai-Uwe Heinrich

Heidenreichs Rauswurf: Ein indirekter Lichtblick

Moritz Schuller zur Kündigung von Elke Heidenreich.

Als der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki vor einigen Wochen bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises die gesamte Veranstaltung als "Blödsinn" bezeichnete, stand das Publikum auf und spendete ihm Beifall - und machte dann weiter mit dem Rest der Preisverleihung.

Das ist die eleganteste Reaktion auf Kritik: Man umarmt den Kritiker, bis ihm die Luft ausgeht. Reich-Ranicki bekam dann noch eine Fernsehsendung geschenkt, in der er sagen durfte, was er wollte. So verschlingt und verdaut die Fernsehwelt das kulturelle Unbehagen, übrig bleibt nichts.

Nachdem Elke Heidenreich Marcel Reich-Ranicki beigesprungen war und ebenfalls die Qualität des Fernsehens kritisiert hatte ("Wie jämmerlich unser Fernsehen ist, wie arm, wie verblödet, wie kulturlos, wie lächerlich"), hätte es ähnlich verlogen ausgehen können: das ZDF lobt seine eigene Moderatorin für ihre kritische Haltung, erklärt sich bereit, ihre "Lesen!"-Sendung eine Viertelstunde früher auszustrahlen und treibt die Quote hoch.

Es ist ausnahmsweise anders gekommen: Das ZDF hat Heidenreich rausgeschmissen, mit sofortiger Wirkung. Gottseidank. Die Kritik hat Wirkung gezeigt, sie ist nicht vereinnahmt worden, nicht verdaut und ausgeschieden worden. Kritik trennt das eine vom anderen, manchmal das Gute vom Schlechten. So zu tun, als ob es diesen Unterschied nicht gäbe, als ob man ein Unbehagen wegklatschen könne, als ob Kritik ohne Konsequenz wünschenswert wäre, ist verlogen.

Dass Heidenreich nicht schon längst selbst gekündigt hatte, spricht gegen ihr Verständnis von Kritik. Dass das ZDF diesen Schritt vollzieht und die Worte von Heidenreich damit nicht einfach verhallen lässt, ist ein Lichtblick.

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