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Aufgelesen: "Barack Obamas Flitterwochen sind zu Ende"

Eine Internet-Nachlese von Malte Lehming zur Konjunkturpolitik in den USA und in Europa.

Fronten wechseln, Positionen purzeln, die Weltkrise (ein neuer Oberbegriff für die globale Finanz- und Wirtschaftskrise) stellt so einiges vom Kopf auf die Füße. Steuern Barack Obama (mehr investieren!) und Angela Merkel (mehr regulieren!) auf einen ernsthaften Krach zu? In der "New York Times" jedenfalls wettert der linke Wirtschaftsprofessor und Pulitzerpreisträger Paul Krugman gegen die Europäer. "Die Lage in Europa besorgt mich sogar mehr als die in den USA." Schon Obamas gigantische Konjunkturpakete seien zu klein, aber im Vergleich mit ihnen wirkten die Maßnahmen auf dem alten Kontinent geradezu zwergenhaft. Der einzige Pluspunkt dort: der Wohlfahrtsstaat mit seinem sozialen Netz, der das menschliche Leiden also Folge steigender Arbeitslosigkeit lindert.

Unterstützt fühlen dürfen sich die Europäer dagegen von eher konservativen US-Medien wie dem "Wall Street Journal". In ihnen nämlich wird Obama für seinen Gigantismus gescholten - und sie berufen sich dabei nicht zuletzt auf die wachsende Obama-Kritik in ihrem Land. 83 Prozent der Amerikaner glauben, laut Gallup, dass die Maßnahmen des Präsidenten nichts nützen, 82 Prozent sorgen sich um das Haushaltsdefizit, 78 Prozent um die Inflation, 69 Prozent um die Einmischung der Regierung in Wirtschaftsdinge. Drei Viertel der amerikanischen Wähler meinen, es wäre besser, weniger Steuergelder in die Wirtschaft zu pumpen als mehr.

Auch David Broder von der "Washington Post" meint, dass Obamas Flitterwochen mit Amerikas Öffentlichkeit zu Ende seien. Kritik am Präsidenten und seinen Maßnahmen zur Wiederbelebung der Konjunktur werde inzwischen auch von jenen laut vorgetragen, die ihn "zutiefst bewundern und respektieren". Selbst Demokraten im Kongress äußerten die Angst, Obama "habe weit mehr gegessen, als er verdauen könne".

Wie tief der Riss zwischen der US-Regierung und den Europäern (allen voran Angela Merkel und Nicolas Sarkozy) geht, wird sich Anfang April zeigen, auf dem Gipfeltreffen der G-20-Staaten in London. Das britische Magazin "Economist" sieht allerdings nicht ganz so schwarz. Die "transatlantische Uneinigkeit" sei wohl eher ein Teil des Vorverhandlungspokers, als dass sie auf eine verhängnisvolle Spaltung hindeute. Gordon Brown als Gastgeber werde sicher alles tun, damit Obamas erste Europareise als Präsident nicht zum Fiasko für ihn werde.

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