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Meinung: Aus der Mottenkiste der Geschichte

„Jenseits der Trauer / Die polnische Tragödie von Smolensk lässt viele Deutsche kalt von Jerzy Mackow vom 16. April Ich überlege, in welchem Deutschland Jerzy Mackow lebt und mit welchem Deutschlandbild.

„Jenseits der Trauer / Die polnische Tragödie von Smolensk lässt viele Deutsche kalt von Jerzy Mackow vom 16. April

Ich überlege, in welchem Deutschland Jerzy Mackow lebt und mit welchem Deutschlandbild. Es muss ein anderes sein als meins – und so weit ich weiß – vieler anderer hier im Land. Die Polen, die ich kenne, erzählten mir von der großen Anteilnahme, die sie erfahren haben.

Im Internet wird man immer auch auf Extremisten und Idioten treffen, wenn man danach sucht. Von diesen aber auf die allermeisten Deutschen zu schließen und das als die echte Wahrheit zu bezeichnen, ist absurd. Wenn dazu noch die Behauptung kommt, dass viele Deutsche die Tragödie benutzen, um antipolnische Vorurteile zu pflegen, die seit Jahrhunderten Teil der deutschen Nationalidentität ausmachen, ist das eine gemeine Verleumdung. Ich frage mich, wie diese Haltung zu einer weiteren Versöhnung unserer Völker beitragen kann und habe den Eindruck, dass der Autor ein nationalistisches Vokabular benutzt, das ich längst in der Mottenkiste der Geschichte wähnte. Seine naiven Landsleute in Polen sind, so der Sinn seiner Worte, auf den deutschen Wolf hereingefallen sein, der nur mal zwischendurch Kreide gefressen hat. Ein tolles Werturteil!

Nebenbei: Ich denke, dass ich beim Suchen nach schmähenden antideutschen und nationalistischen Texten im Bereich des polnischen Internets ebenso fündig werden könnte wie er, mit umgekehrten Vorzeichen, im deutschen.

Hans-Jürgen Habenicht, Berlin-Dahlem

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