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Meinung: Bahnhofsmission: Populismus statt Humanismus

Der Kunde ist König bei der Bahn. Viele Kunden, sagt Bahnchef Hartmut Mehdorn, fühlen sich in den Bahnhöfen durch Obdachlose gestört.

Der Kunde ist König bei der Bahn. Viele Kunden, sagt Bahnchef Hartmut Mehdorn, fühlen sich in den Bahnhöfen durch Obdachlose gestört. Darüber ist Mehdorn verärgert, schließlich investiert die Bahn gerade Milliarden, damit sich der Kunde in den neuen Bahnhöfen rundum wohlfühlen kann. Deshalb will der Bahnchef missliebige Personen aus den Bahnhöfen vertreiben und fordert die Bahnhofsmissionen auf, kein warmes Essen mehr zu verteilen. Ob dadurch allerdings die Zahl der Obdachlosen abnimmt, ist fraglich. Denn die Bahnhofsmission gibt sowieso kein warmes Essen aus, sondern Brötchen. Und außerdem sind bereits Dutzende von Ordnungskräften rund um die Uhr damit beschäftigt, Obdachlose zu vertreiben. In Hamburg hat Richter Schill gerade vorgeführt, wie gut sich im Moment gegen Obdachlose Stimmung machen lässt, indem man sie kriminalisiert. Diese Stimmung könnte Mehdorn nutzen, um sich der Bahnhofsmission gänzlich zu entledigen, die in das schicke Gewand der neuen Bahnhöfe nicht mehr hineinpassen will. Populismus statt Humanismus. Das bisschen Barmherzigkeit sollte sich die Aktiengesellschaft Bahn doch noch leisten.

clk

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