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Meinung: „Bei Hass und Gewalt ...

… stoßen wir ganz klar an die Grenzen der Ökonomie.“ Sie ist erst einmal untergetaucht.

… stoßen wir ganz klar an die Grenzen der Ökonomie.“

Sie ist erst einmal untergetaucht. Beatrice Weder di Mauro sei vorerst für niemanden zu sprechen, erklären ihre Mitarbeiter an der Universität Mainz. Offenbar ahnte die Professorin den Medienansturm, den ihre Nominierung für den Wirtschafts-Sachverständigenrat auslösen würde. Schließlich ist sie in dem seit mehr als vier Jahrzehnten bestehenden Gremium der „fünf Weisen“ die erste Frau, die erste Ausländerin – und mit 38 Jahren dazu noch eine der jüngsten je berufenen Wissenschaftlerinnen. Gestern schlug Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) Weder di Mauro offiziell vor; die Zustimmung des Kabinetts ist nur noch Formsache.

Der jüngste Aufstieg der Ökonomin mit einem schweizerischen und einem italienischen Pass geht zurück auf die Hotelkosten-Affäre um den Ex-Bundesbankpräsidenten Ernst Welteke. Zu seinem Nachfolger bestellte Berlin Axel Weber, bis dato Mitglied im Sachverständigenrat. Den frei gewordenen Posten wollte die Bundesregierung unbedingt mit einer Frau besetzen – obwohl die Liste der möglichen Kandidatinnen recht übersichtlich war. Denn noch immer wird die Wirtschaftswissenschaft von älteren Herren mit älteren Dogmen geprägt.

Mit der Berufung Weder di Mauros setzt die Regierung aber auch ein Zeichen für das angesehenste Gremium der Republik für Wirtschaftsfragen. Einmal im Jahr präsentiert der Sachverständigenrat ein hunderte Seiten dickes Gutachten. Darin lassen die fünf Professoren die Regierung wissen, wie es um die wirtschaftliche Lage bestellt ist und welche Reformen nun anstehen. Diese Empfehlungen waren meist von der Angebotstheorie geprägt, von einer Denkschule also, die Markt, Wettbewerb und Effizienz in den Mittelpunkt stellt. Weder di Mauro lasse sich wissenschaftlich aber keiner Schublade zuordnen, sagt ein Kollege. Fakten und Pragmatismus spielten für ihr Urteil eine Rolle, nicht Ideologie.

Trotz ihrer Jugend muss sich die in Guatemala aufgewachsene Forscherin vor den Kollegen nicht verstecken. Sie hat an Eliteuniversitäten in Japan und den USA Erfahrung gesammelt sowie Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds oder die Weltbank beraten. Derzeit lehrt sie an der Uni Mainz, wo sie über Geldpolitik und internationale Kapitalmärkte forscht. Anders als viele ihrer Kollegen gibt sie aber zu, dass die Ökonomie oft an ihre Grenzen stößt – etwa, wenn es um den Zusammenhang von Hass, Armut und Terrorismus geht.

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