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Eröffnung erneut verschoben: Der neue Hauptstadt-Flughafen wird frühestens im Sommer 2013 eröffnet.

© dapd

BER-Desaster: Flughafenchef Rainer Schwarz ist nicht mehr tragbar

Es ist die vierte Verschiebung des Eröffnungstermins. Sie als neuerliches Zeichen Berlin-Brandenburger Inkompetenz zu werten, wäre zwar unfair. Doch es ist klar, was als einziges in einem überschaubaren, kürzeren Zeitraum mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Flughafen BER aus fliegen wird.

Als der neue, weit vor den Toren der Stadt liegende Münchner Flughafen 1992 eröffnet wurde, lästerten die Berliner, die wie immer alles besser machen wollten, der in Bayern sei der einzige Flughafen der Welt, der nur aus der Luft zu erreichen ist. Im Jahr 2012 kehrt sich der Spott von einst gegen seine Urheber von damals um: Der neue Flughafen BER in Berlin-Schönefeld ist auf dem besten Wege, der einzige Flughafen der Welt zu sein, den die Reisenden für lange Zeit nur auf dem Landwege erreichen können.

Es wäre dennoch unfair, die nunmehr vierte Verschiebung des Eröffnungstermins als neuerliches Zeichen Berlin-Brandenburger Inkompetenz bei der Durchführung großer Infrastrukturprojekte zu werten. Das Gegenteil ist richtig. Der aus Frankfurt nach Berlin geholte, dortige Flughafenchefplaner Horst Amann ist vermutlich der erste Fachmann auf der Leitungsebene des Berliner Flughafenbaus, der mit absoluter Ehrlichkeit und ohne jede Neigung zur Schönfärberei die Lage analysieren will. Jetzt erst hat er die Spezialisten seines Vertrauens an der Seite, nun braucht er mehrere Wochen Zeit. So viel aber scheint er schon nach kurzer Durchsicht der Unterlagen festgestellt zu haben: Der 17. März 2013 würde schwierig zu halten sein. Bis zum 14. September, dann tagt der Aufsichtsrat erneut, wird er wohl eine Empfehlung vorlegen, wie es weitergehen kann.

Das Flughafen-Desaster in Bildern

Unter dem seit Monaten währenden Streit um die immer länger werdende Mängelliste des Schönefelder Bauvorhabens hat auch der politische Ruf des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Wowereit und seines Stellvertreters Matthias Platzeck gelitten. Dem Berliner wurde noch mehr als dem Brandenburger vorgeworfen, er habe die Zügel schleifen lassen und seine Aufgabe nicht ernst genommen.

Das alles hat sich inzwischen gebessert. Klaus Wowereit hat erkannt, dass das Flughafendebakel vor allem an ihm wie Pech hängen bleiben würde und dass er sich, auch für die Öffentlichkeit wahrnehmbar, erheblich mehr engagieren muss. Man kann sich aber kaum vorstellen, dass der Regierende Bürgermeister nicht schon viel länger gewusst oder zumindest geahnt hat, dass die Terminvorgaben hoffnungslos ins Rutschen geraten waren.

Nur eines wird in einem überschaubaren, kürzeren Zeitraum fliegen

Bereits im Sommer 2010, wenige Wochen nach der zweiten Verschiebung des geplanten Eröffnungstages, hatten Insider über die tatsächliche Lage berichtet: Zu einem bestimmten Zeitpunkt lagen, erzählten sie, nur 600 von 7000 benötigten Planzeichnungen vor. Technikchef Körtgen sei gezwungen worden, den Rückstand zu verschweigen. Im Umfeld von Flughafenchef Rainer Schwarz herrsche eine Bunkermentalität. McKinsey habe bei einer Überprüfung Rückstände von einem Jahr bei der Abarbeitung der Planung diagnostiziert. Die von der Flughafengesellschaft geforderte massive Ausweitung des „Marktplatzes“, um dort mehr Umsatz zu erzielen, ginge voll zu- lasten der reibungslosen Abwicklung des Passagieraufkommens.

Jetzt sieht es so aus, als könne dem Aufsichtsrat in seiner Sitzung vom 14. September erstmals eine belastbare Aussage darüber vorliegen, welcher Eröffnungstermin realistisch ist. Vermutlich wird er im Spätsommer 2013 liegen, nach den deutschen Sommerferien. Das Einzige, was in einem überschaubaren, kürzeren Zeitraum mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Flughafen BER aus fliegen wird, ist Rainer Schwarz, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafengesellschaft.

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