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Berlin vor der Wahl: Rot geht mit allem

Klaus Wowereit hat ein Gespür für Themen, die Berlinern wichtig sind. Für Rot-Rot wird es im September nicht mehr reichen. Mit der CDU könnte Wowereit den Aufbau West ins Auge nehmen.

Ab jetzt wird in Berlin gepikst und gestichelt, bis zum 18. September geht die Saison der Fouls und üblen Nachreden. „Mein kleiner grüner Igel regiert bald in Berlin, was brauch’ ich da noch Wowi, den schick’ ich sonst wohin“, sangen die Grünen Freitagabend zur selben Zeit, als die SPD den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit zum Spitzenkandidaten kürte – als letzte der Parteien im Abgeordnetenhaus. Ob die Grünen Wowi vielleicht doch brauchen, wird sich zeigen. Die SPD liegt jedenfalls vorn in Umfragen, Wahlkampf kann Wowereit wie wenige, und ein Gespür für Themen, die Berlinern wichtig sind, hat er auch. Deswegen kündigt Wowereit an, mit mehr Polizisten und Kameras die U-Bahn sicherer zu machen, während die Grünen die neue Zeitrechnung und den Hoffnungsträger aus Stuttgart feiern. Doch ob Kretschmann den Grünen einen Schub ins Rote Rathaus geben kann, hängt davon ab, wie dieser die Mühen der Ebenen meistert.

Für Rot-Rot wird es nicht mehr reichen; die Linkspartei, inhaltlich als Hartz-IV-Partei wahrgenommen, geht harten Zeiten entgegen. So hohe Erwartungen wie die Grünen hat Frank Henkel, der CDU-Spitzenkandidat, erst gar nicht: Beim Weiterbau der umstrittenen Autobahn A 100, der uneingeschränkten Nutzung des neuen Flughafens BBI und beim Umbau vom Flughafen Tegel zum Standort für Zukunftstechnologien ist er sich mit Wowereit einig. Von den 250 Polizisten, die Henkel bei einem Wahlsieg verspricht, hat Wowereit schon jetzt 200 spendiert. Pflegeleichter als die Grünen wäre die CDU, für die nach zehn Jahren Opposition ein Platz am Kabinettstisch ein Riesenerfolg wäre, allemal. Wowereit, der mit der Linken die Einheit der Stadt vollendet hat, könnte nach den großen Investitionen für die Infrastruktur Ost mit der CDU nun den Aufbau West ins Auge nehmen, da sich die West-Berliner seit Jahren abgehängt fühlen. Das wäre was: Wowereit macht erst Rot-Grün, dann Rot-Rot und nun Rot-Schwarz. Das hat noch kein Ministerpräsident geschafft, und es wäre ein starkes Argument, wenn es 2013 um die SPD-Kanzlerkandidatur geht.

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