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Berliner Ansichten: Alter Ego

Stefan Jacobs sucht nach einer rhetorischen Lösung für die Alten und versucht die sprachliche Quadratur des Greises.

Die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg-Wilmersdorf will das Wort "Vergreisung" aus der Verwaltungssprache tilgen. Es sei altersdiskriminierend, finden die BezirksverordnetInnen. "Krass, Alter!", riefen die Redaktionsjugendlichen ob dieser Nachricht. Aber eine Alternative hatten sie nicht parat. Nachdem bereits in der vergangenen Woche die Gewerkschaft GEW das Wort "Deutschenfeindlichkeit" abgeschafft hat, weil es ihr irgendwie zu ausländerfeindlich klang, gibt es jetzt also zwei akute Wortvakanzen. Eigentlich sogar drei, denn wir haben auch keine Vokabel für "nicht mehr durstig". Aber das bedarf einer gesamtstaatlichen Lösung.

Wohin also rhetorisch mit den Alten? Ein Verkehrsforscher hat gerade gesagt, das Verkehrsmittel der Zukunft sei der Rollator. Es war eine Anspielung auf die Vergr… – äh, Dings der Gesellschaft. Mal nebenbei: Warum verkämpft sich die Politik in der E-Mobility, obwohl R-Mobility gefragt wäre? Vielleicht liegt hier auch die Lösung des Sprachproblems: Eine rollatierende oder auch rollierende Gesellschaft bleibt zumindest rhetorisch ewig jung.

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