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Berliner Ansichten: Angesehen

Bernd Matthies beobachtet die vielseitige Parlamentsvizepräsidentin und wie sie das Ansehen eines Kataloges dem Ansehen des Hauses vorzuziehen scheint.

Wie sagte der alte Sauerbruch? „Beim sechzigsten Blinddarm schaut man gar nicht mehr hin.“ Und war er deshalb ein schlechter Chirurg ? Eben. Und deshalb gibt es überhaupt nichts daran zu mäkeln, dass Parlamentsvizepräsidentin Seidel-Kalmutzki beim Leiten der Sitzung in einem Katalog blättert, während drunten die Redeschlacht über die S-Bahn tobt.

Augenzeugen sind sich nicht ganz sicher, was für ein Katalog es war. Möglicherweise der vom Bofrost-Mann – dann hat die SPD-Politikerin offenbar darüber nachgedacht, ob es zum Fest Blätterteigtaschen mit Schinkenfüllung oder Nougat-Eisparfait geben wird, eine systemrelevante Entscheidung, gegen die das Gerede über die Bahn inhaltlich abschmiert. Schließlich bleiben deren Weichen sowieso eingefroren, während sich die Teigtaschen jederzeit leicht auftauen lassen, das muss man einfach praktisch sehen.

Nicht zu vergessen: Schließlich ist das Abgeordnetenhaus ein Teilzeitparlament, da muss das Ansehen des hohen Hauses gegenüber dem Ansehen von Katalogen schon einmal zurückstehen. Seien wir froh über die Multitasking-Fähigkeiten unserer Vizepräsidentin!

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