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Hier klappt es noch: Tegel funktioniert, trotz des gestiegenen Flugverkehrs.

© dapd

Berliner Flughäfen: Tegel funktioniert

Der Pannen-Airport BER steckt in finanziellen Turbulenzen - und ob sich der neue Eröffnungstermin wirklich halten lässt, weiß niemand so genau. Tegel funktioniert übrigens trotz der massiven Ausweitung des Flugverkehrs prächtig.

Es geht längst nicht mehr um Brandschutz oder ein paar falsch verlegte Leitungen. Es geht um die Frage, was wir – die Öffentlichkeit, die Bürger, Wähler, Steuerzahler – eigentlich über den neuen, teuren Großflughafen in Brandenburg wissen. Wir sehen Fotos, auf denen Gebäude zu erkennen sind, und manch einer war auch vor Ort, um sich ein Bild zu machen. Doch lässt sich aus solchen Eindrücken nicht schlussfolgern, wie es um die Baustelle wirklich steht.

Alle Informationen über den Baufortschritt erreichen uns direkt oder indirekt über die Geschäftsführung des Flughafens. Nun hatte jenes Gremium die Risiken monatelang entweder nicht erkannt oder fahrlässig kleingeredet. Deswegen musste die Eröffnung im letzten Moment verschoben werden, deswegen explodieren die Kosten. Die aktuelle Schätzung beläuft sich auf 4,5 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Es ist eine abstruse Idee, die Angaben ausgerechnet dieses Gremiums diesmal für verlässlich zu halten. Ist der Flughafen eine Bauruine oder ein Glanzstück moderner Infrastruktur, das in 218 Tagen seinen Betrieb reibungslos aufnimmt?

Im Moment weiß das niemand so ganz genau. Das trifft auch auf den neuen Technik-Geschäftsführer Horst Amann zu, denn auch er muss sich ja auf diese erwiesenermaßen unzuverlässigen Quellen bei der Lagebeurteilung stützen. Vorerst bedingt er sich dafür mehr Zeit aus, aber wenn er klug ist, dann wird er schon bald auf eine weitere Verschiebung der Eröffnung dringen. Es wäre die dritte. Denn würde er den Termin halten wollen und der dann platzen, wäre er der Schuldige. Würde er dagegen den Termin verwerfen, wäre das Schlamassel schuld, das er vorgefunden hat.

Größenwahn, Eitelkeiten, politisches Kalkül

Und dafür trägt dann natürlich Rainer Schwarz, der Sprecher der Geschäftsführung, die Verantwortung – ja, so hätte es die Politik sicher gerne. Der Zeitpunkt wird schon noch kommen, in dem es politisch opportun erscheint, ihn endgültig als Sündenbock zu benennen. Doch eine ehrliche Bilanz kann nicht Rainer Schwarz alleine brandmarken. Bei der Entstehung des Flughafens haben Größenwahn, Eitelkeiten und politisches Kalkül jahrelang die größte Rolle gespielt und ein professionelles Projektmanagement verhindert. Die Politik wollte zum Beispiel keinen Generalunternehmer, weil sie dachte, dass sie es besser könne. Sie hat nun gezeigt, dass sie es eigentlich gar nicht kann. Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit trifft zwar nicht die ungeteilte Wucht der Verantwortung. Aber er erweckt den Eindruck, dass er sich mehr darüber ärgert, dass ein vertraulicher Bericht über den Baufortschritt an die Öffentlichkeit gelangte, als darüber, was da drinsteht.

Die unrühmliche Vorgeschichte mündet jetzt in ein finanzielles Desaster. Die Blöße einer Insolvenz wird sich niemand geben wollen, aber Geld ist langsam knapp auf der Baustelle, und irgendwo muss es herkommen, wenn man die Arbeiten nicht einstellen will. Private Banken signalisieren kein großes Interesse, die Finanzierung zu übernehmen, und wenn Berlin, Brandenburg und der Bund nachschießen, müssen sie mit Auflagen der Europäischen Kommission rechnen.

Dabei könnte eine echte Ironie der Geschichte herauskommen, nämlich die verordnete Privatisierung des Flughafens. Argumentiert wurde ja immer, vor allem die Wirtschaft brauche diesen Flughafen. Nun könnte sie zeigen, was er ihr wirklich wert ist. Tegel funktioniert übrigens trotz der massiven Ausweitung des Flugverkehrs prächtig.

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