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Berliner Landesbank: Vetters Abgang verändert die Branche

Der Chef der Berliner Landesbank geht – das dürfte die ganze Branche verändern. Vordergründig hat der überraschende Wechsel von Hans-Jörg Vetter an die Spitze der Landesbank Baden-Württemberg schon etwas von einer Art Spätzle-Connection.

Vordergründig hat der überraschende Wechsel des Berliner Landesbankchefs Hans-Jörg Vetter an die Spitze der Landesbank Baden-Württemberg schon etwas von einer Art Spätzle-Connection. Immerhin stammt Vetter aus dem Südwesten, und für den Posten „weichgeklopft“ wurde er offenkundig von Sparkassenpräsident Heinrich Haasis, dessen Wiege ebenfalls in Baden-Württemberg stand. Und vordergründig zieht aus dieser Operation mit Günther Oettinger (CDU) der baden-württembergische Ministerpräsident den größten Nutzen, bewahrt ihn der in letzter Sekunde aus dem Hut gezauberte neue Bankchef doch vor einer veritablen Regierungskrise.

Immerhin hatte der Koalitionspartner FDP damit gedroht, die auf knapp 13 Milliarden Euro kalkulierte Landesabschirmung der LBBW-Spekulationsrisiken dauerhaft zu blockieren, wenn der Ministerpräsident weiter an dem für den Milliardenverlust des vergangenen Jahres verantwortlichen Siegfried Jaschinski festhalten sollte.

Eine solche Blockade konnte Oettinger keinesfalls zulassen. Sie hätte die stärkste deutsche Landesbank ausgerechnet in der Phase entscheidend geschwächt, in der sie in der Region am nötigsten gebraucht wird. Die Absatz- und Produktionseinbrüche bei Daimler und Porsche haben dramatische Auswirkungen auf Hunderte von Zulieferbetrieben in Baden-Württemberg. Die sind deshalb auf die Unterstützung „ihrer“ Bank gerade jetzt zwingend angewiesen. Oettinger musste also nachgeben, auch wenn er dies persönlich als durchaus schmerzende Niederlage sehen mag.

Zu den Gewinnern der Aktion zählen neben den Liberalen vor allem die Sparkassen. Jetzt nämlich ist der Weg frei für die Landeshilfen, mit denen die LBBW davor bewahrt wird, sich bei der Abschirmung ihrer Risiken in allzu große Abhängigkeit vom Bund zu begeben. Die stärkste Landesbank kann also durchaus selbstbewusst in die demnächst anstehenden Gespräche um eine Bad Bank gehen, bei denen auch erste Weichenstellungen zur weiteren Konsolidierung des Landesbankensektors erfolgen sollen. Dass der LBBW bei dieser Konsolidierung die führende Rolle zufällt, ist unstrittig. Mit Hans-Jörg Vetter an der Spitze verfügt sie demnächst auch über einen Manager mit einer gehörigen Portion Sanierungserfahrung. Die wird Vetter brauchen, sei es beim Abbau der Spekulationsrisiken der LBBW oder sei es bei der Integration jener (Teil-)Institute aus dem Rest der Republik, die demnächst noch beim Branchenführer andocken werden.

Vetter steht für eine seriöse, an den Interessen der Region ausgerichtete Geschäftspolitik. In Berlin bedauern es viele, dass er geht. Doch es deutet einiges darauf hin, dass DSGV-Chef Haasis Vetter auch deshalb ins neue Amt gehoben hat, damit seine Fähigkeiten demnächst über die Führung eines tatsächlichen Spitzeninstituts dem gesamten Landesbankensektor zugute kommen. Für Haasis ist das nicht ohne Risiko. Denn schon in seiner Berliner Zeit war Vetter für den Verband alles andere als ein immer nur bequemer Partner.

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