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Berliner Rede: Auftauchen!

Wo ist eigentlich Christian Wulff? Die Idee, die „Berliner Rede“ des Bundespräsidenten auch für Spitzenpolitiker aus dem Ausland zu öffnen, sie mag honorig sein und bescheiden – ein bisschen feige ist sie trotzdem.

Wo ist eigentlich Christian Wulff? Die Idee, die „Berliner Rede“ des Bundespräsidenten auch für Spitzenpolitiker aus dem Ausland zu öffnen, sie mag honorig sein und bescheiden – ein bisschen feige ist sie trotzdem. Wulff wollte unter keinen Umständen in die Lage seines Vorgängers Horst Köhler geraten und für eine Rede zur Lage der Nation Schulnoten ernten, einschließlich beißender Kritik. Da machte es sich gut, dass er seinen Warschauer Amtskollegen zu einer braven Rede zum deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag überredet hat – das ist politisch korrekt und wird schon niemanden stören. Genau das ist aber der Fehler: Berliner Reden müssen stören, sie müssen einen Finger in schwärende Wunden der Gesellschaft legen, sie müssen die Politik aufrütteln, ob mit oder ohne Ruck. Dafür hat Roman Herzog das Format erfunden, dafür haben Johannes Rau und anfänglich sogar Horst Köhler es mit Wortmeldungen zu Gentechnik, Globalisierung und zur Zukunft der Bildung weiterentwickelt. Europa-Reden gibt es in Deutschland schon genug. Wenn Christian Wulff sich keine eigene Meinung zutraut, dann sollte er das Format lieber gleich abschaffen.SB

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