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Berliner S-Bahnen: Ein kranker Betrieb

Wer heute Morgen im Berufsverkehr in Berlin vergeblich auf den S-Bahn-Zug wartet, sollte nicht überrascht sein. Zahlreiche Lokführer haben sich spontan krank gemeldet.

Wer heute Morgen im Berufsverkehr in Berlin vergeblich auf den S-Bahn-Zug wartet, sollte nicht überrascht sein. Zahlreiche Lokführer haben sich spontan krank gemeldet. Welch ein Zufall. Das hat eben Folgen. Der Virus für die Epidemie ist schon gefunden. Man sei nicht motiviert, weil über den neuen „unsozialen“ Tarifvertrag verärgert, ist intern zu hören. Deswegen wird mit der rechtswidrigen Streikaktion einfach mal der Berliner Bahnnutzer zur Geisel genommen. Geht es um Hungerlöhne und unzumutbare Kapitalisten-Willkür? Nein, für die Berliner S-Bahner gilt nur seit kurzem der normale Tarifvertrag der Deutschen Bahn. Deren Mitarbeiter aber sind gemeinhin nicht als unsozial behandelt, geknechtet oder gar unterbezahlt aufgefallen. Mancher wäre vielmehr froh, zu den Konditionen des Staatskonzerns arbeiten zu dürfen. Es scheint deshalb, als sei bei den Berliner S-Bahnern zu viel aus jener Zeit übrig geblieben, als das Unternehmen noch ein sozialistischer Musterbetrieb war. Die Realität sieht anders aus. Ab 2008 müssen Verkehrsleistungen europaweit ausgeschrieben werden, auch in Berlin. Dann wird sich zeigen, ob die S-Bahn konkurrenzfähig ist. Bei der Telekom kann man beobachten, wie schnell ein Unternehmen – und die Beschäftigten – unter die Räder geraten, weil die Konkurrenz weit preiswerter arbeitet. Im Übrigen: Wer sich krank fühlt, der sollte auch nichts dagegen haben, wenn der Arbeitgeber mal einen Arzt vorbeischickt. Das kann motivierend wirken. gn

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