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Berlins Nahverkehr: Die neue S-Klasse

Die S-Bahn hat eine Traunrendite eingefahren - auf Kosten der Sicherheit

Von dieser Tochter eines Staatskonzerns kann selbst Deutschbanker Josef Ackermann noch was lernen: 34 Prozent Eigenkapitalrendite hat die S-Bahn im vergangenen Jahr erzielt. Ackermann wurde schon für das Ziel von 25 Prozent gescholten. Inzwischen ist der Beweis erbracht, dass sich mit übermäßiger Gier nicht nur Banken ruinieren lassen, sondern auch ein angesehener Nahverkehrsbetrieb. Die Frage ist nur, ob auch die Bahn das inzwischen erkannt hat. Zweifel daran nährt sie selbst: Indem sie ausgerechnet Ulrich Homburg zum Chef- Aufklärer macht, bei dessen DB Regio die Gewinne der S-Bahn landeten; indem sie noch immer keinen der Verantwortlichen für die unvollständige Bremswartung und die Fälschung von Prüfdokumenten benannt und entlassen hat – die Riege der Hauptverdächtigen ist überschaubar; und indem sie viele Wochen lang jegliche Auskunft darüber verweigert hat, wie sie die Leidtragenden des Desasters entschädigt. Es geht sowohl um die Hunderttausende, die ihre Zeit auf überfüllten Bahnhöfen vergeuden müssen als auch um die Hunderte, die um ihre Jobs fürchten, weil sie weiter Miete für ihre Läden auf den abgehängten Bahnhöfen überweisen müssen. Wenn die Bahn noch lange schweigt, muss sie am Ende doch bezahlen: Weil es langfristig Alternativen zu ihr gibt. Der Geduldsfaden ist hauchdünn geworden. obs

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