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Klaus Wowereit und Jan Stöß (beide SPD).

© Imago

Berlins Regierender Bürgermeister: Ins Finale als Helmut Wowereit

Bei Wowereit Arroganz oder Überheblichkeit festzustellen, wäre eine unangebrachte Diminutivierung. Dem Regierendem Bürgermeister macht in Berlin niemand so schnell Konkurrenz.

Wirklich grandiose politische Sätze sind in Berlin rarer als Flughafeneröffnungen. Der einzige, der dem immerhin nahe kommt, also dem Satz, ist der Regierende Bürgermeister.

In dieser Woche war es wieder soweit. Der Abgeordnete Dirk Behrendt von den Grünen wollte von Klaus Wowereit wissen, wie dieser eine bestimmte Äußerung des SPD-Landesvorsitzenden Jan Stöß zu einem verhinderten Sarrazin-Auftritt im Berliner Ensemble bewerte. Natürlich ging es Behrendt nicht um die Sache an sich, also um die Sache mit Sarrazin; er wollte Wowereit piesacken, der auf Stöß nicht gut zu sprechen ist. Was folgte, war die kürzeste Antwort, mit der in der Berliner Politik jemals fünf auf einen Streich erledigt wurden. Wowereit sagte: „Landesvorsitzende können erzählen und argumentieren wie sie wollen. Das gilt für Stöß wie für Lauer, bei den Grünen fallen mir die Namen gerade nicht ein.“

Zank mit Stöß

Hier Arroganz oder Überheblichkeit festzustellen, wäre eine unangebrachte Diminutivierung des Auftritts. Nein, Wowereit ist einfach seine eigene Klasse. Und sei es nur in seiner Wahrnehmung. Wer wollte es ihm verübeln? Jan Stöß, der immer mal wieder an der Rathaustür rüttelt, sich aber nicht traut laut zu rufen: „Ich will hier rein“, kann ihm den Schampus nicht reichen, nicht mal das Wasser. Er hatte seine Chance, Wowereit wegen des Flughafendesasters zu stürzen, aber er hat sie verpasst. Ein Zauderer. Ein Wowereit hätte diesen angeschlagenen Wowereit damals ganz sicher abserviert.

Lauer? Christopher Lauer, selbsternannter Krawallmacher, seit ein paar Tagen Landesvorsitzender der Piraten. Piraten?

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Bei den Grünen fallen ihm die Namen gerade nicht ein. Größtmögliche Erniedrigung. Immerhin, „Grüne“ war ihm noch erinnerlich. Dagegen ist „Lauer“ geradezu eine Ehre. Allerdings ist es ja auch schon gut zwei Jahre her, dass die beiden mit Wowereit über eine Koalition verhandelt haben.

Eine schiere Übertreibung?

Also, fassen wir zusammen: Stöß, Lauer, zwei Grüne … sind vier. Ist Wowereit also doch nur ein tapferes Bürgermeisterlein, dass wie in einem Märchen von Grimm ein wenig übertreib? Natürlich nicht. „Landesvorsitzende können erzählen und argumentieren wie sie wollen.“ Das beschreibt korrekt die Lage. Aber es bedeutet: Pfff, was die sagen, ist mir so was von egal. Interessiert mich nicht, das Gelaber von Stöß, Lauer, diesen Grünen, deren Namen mir gerade nicht einfällt, und auch nicht von diesem Henkel, den ich nicht mal nennen muss, der weiß ja eh, dass er gemeint ist. Macht fünf. Auch Henkel hat verpasst, es zu versuchen, Wowereit zu stürzen. Seitdem kann er nicht einmal mehr durchsetzen, dass seine Themen auf der Tagesordnung bleiben.

Wowereit, einsam an der Spitze. Die Berliner SPD hat keine Angela Merkel, die im Vorwärts einen offenen Aufruf zur Palastrevolte veröffentlichen würde, so wie die damalige CDU-Generalsekretärin und spätere Bundeskanzlerin einst in der „FAZ“, womit sie das schnelle Ende vom langen Ende Helmut Kohls markierte. Die Berliner CDU hat keinen Peter Strieder, der einen politischen Moment zum Umsturz erkennt. Die Landesvorsitzenden der Grünen heißen Bettina Jarasch und Daniel Wesener.

Die Helmutkohlisierung des Klaus Wowereit ist nicht mehr zu stoppen.

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