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Bernd Matthies

© Kai-Uwe Heinrich

Bernd Matthies: Fliegen ist das neue Rumsitzen

Der Mensch der Zukunft will grundsätzlich nie da sein, wo er gerade ist, sondern eben woanders.

Laut Airbus werden in den nächsten 20 Jahren weltweit 26 000 neue Flugzeuge benötigt, Boeing spricht sogar von 30 900. Diesen Prognosen liegt die Erwartung zugrunde, dass Fliegen das neue Rumsitzen sein wird. Der Mensch der Zukunft will grundsätzlich nie da sein, wo er gerade ist, sondern eben woanders. Experten gehen davon aus, dass sämtliche Chinesen im Sommer 2021 auf einmal nach Berlin kommen, während die Berliner sich in Indien aufhalten, jenem Land, das die eigentlichen Bewohner gerade in Richtung USA verlassen haben. Die Amerikaner haben die Wahl, stark zusammenzurücken oder sich nach Sibirien zu begeben, wo angeblich bis ca. 2025 noch Platz sein soll.

Für Berlin bedeutet das, dass im selben Zeitraum in der Stadt rund 900 Millionen neue Hotelbetten benötigt werden, was der Stadt endlich eine schöne Skyline verleiht. Unten auf dem Boden ist die Fortbewegung wegen sich gegenseitig fotografierender Chinesen praktisch nicht mehr möglich; die Deutsche Bahn wird ihre Fahrgäste dann ebenfalls per Airbus von Bahnhof zu Bahnhof fliegen. Der große Vorteil dieser Maßnahme liegt darin, dass im Winter keine Weichen mehr klemmen, dafür müssen die Bewohner die Kanäle mit Enteisungsflüssigkeit per Boot überqueren.

Die Lage auf den traditionellen Großflughäfen entspannt sich dagegen, weil die Passagiere gleich oben in der Luft von Flugzeug zu Flugzeug umsteigen können. Dabei geht allerdings eine gewisse Gefahr von lose herumfliegenden Nacktkörperscannern aus. Auch die Flugzeuge mit Anhänger, die Ryanair einsetzt, machen den Luftraum unsicher.

Experten nehmen außerdem an, dass auch die Zahl der deutschen Talkshows in den nächsten beiden Jahrzehnten um jährlich 50 Prozent zunehmen wird. Nach dem Erfolg der Pilotsendung aus Afghanistan mit Johannes B. Kerner und dem Ehepaar zu Guttenberg wird erwartet, dass dies den interkontinentalen Flugverkehr weiter anheizt und auf lange Sicht einen Mangel an Aufnahmeterminen in Krisengebieten auslöst. Deshalb ist anzunehmen, dass der Luftraum über der Parteizentrale zusammenbricht, wenn Guido Westerwelle ungefähr 2019 aus der FDP fliegt.

Tendenziell bedeutet das: Bald wird es möglich sein, die komplette Weltbevölkerung für ein paar Stunden in die Luft zu schicken. Angela Merkel kann dann unten zumindest mal ordentlich durchfegen.

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